Der Start der neuen Segelsaison
steht vor der Tür, wir fiebern schon…
Aber noch sind die Boote im Winterschlaf und auf dem Vereinsgelände herrscht fast absolute Ruhe. Nur selten ist jemand zu sehen.
Jetzt ist Zeit für eine gemeinsame kulturelle Unternehmung „an Land“!
Der Plan: Wir spazieren durch die historische Mitte Berlins mit anschließender Führung im Humboldt Forum. Vom Holocaust Denkmal zum Brandenburger Tor, vorbei am Hotel Adlon und Unter den Linden wollten wir zusammen auf Entdeckungstour gehen.
Was für eine schöne Idee!
Wegen der Großdemo gegen Rechtsextremismus am Reichstag mussten wir kurzfristig umplanen und haben uns für ein Treffen an der Weltzeituhr auf dem Alex entschieden. Ist scheinbar sehr beliebt, der Treffpunkt Weltzeituhr. Gefühlt standen zehn Gruppen Touristen und Berliner drum herum. Große Wiedersehensfreude nachdem wir die ersten bekannten Gesichter entdeckten! Gut 20 Minuten später waren fast alle angemeldeten Kameradinnen und Kameraden vor Ort. Gut gelaunt, bei mäßigem Wind und Wasser von oben, machten wir uns direkt auf den Weg Richtung Humboldt Forum, hatten ja noch Zeit.
Im neuen Berliner Schloss angekommen wurden wir bereits erwartet zu einer „Führung für Neugierige“, von einer sehr netten Dame aus Flandern, die sich bestens mit Historie, Architektur und Kultur im und um das Schloss auskannte. Fragen aus der Gruppe wurden wenige gestellt. War wohl nicht nötig bei den tollen Ausführungen unserer Begleiterin im Schloss.
Was für ein geschichtsträchtiger Ort! Brandenburgische Kurfürsten, preußische Könige, deutsche Kaiser tummelten sich hier einst als das Berliner Schloss noch ein Schloss war. Dann kam die Sprengung. Später stand hier der Palast der Republik, Sitz der Volkskammer der DDR und beliebtes öffentliches Kulturzentrum. Wurde leider abgerissen statt zu integrieren. Nach langer Bauphase wurde dann das jetzige Humboldt Forum eröffnet, in der Dimension des alten Berliner Schlosses als Neubau mit Rekonstruktion der barocken Fassaden der Kuppel und den zwei Höfen. Da noch Gelder übrig waren, wurden die Eingänge doppelt so breit und üppiger mit mehr Säulen gebaut, eben wie zu Kaisers Zeiten. Der Rest wurde modern gestaltet, um besser genutzt werden zu können, gemäß den heutigen Ansprüchen für ein öffentliches Haus. Deshalb gibt es heute drei Innenhöfe, statt zwei wie zu Kaisers Zeiten. Dafür konnten die Erlauchten mit dem Pferde in den zweiten Stock reiten. Das kann der Bürgermeister gegenüber nicht.
Wer hätte gedacht, dass im Foyer, den Treppengängen und Lichthöfen Teile des Wegweiser-Systems vom Palast der Republik verbaut sind? Und warum ist das größte Reliefelement aus dem Eingangsbereich der Volkskammer im unteren Dritte durchgesägt? Es sind noch weitere Teile des Palastes im Schloss verteilt zu besichtigen, zum Beispiel Teile eines Wandfrieses. Im Schlosskeller kann man die Reste der Kellerräume des alten Schlosses sehen und erleben, wie damals bei Hofe gekocht und geheizt wurde.
Es gibt viel zu entdecken im Humboldt Forum! Ethnologische Sammlungen, Benin-Bronzen, Asiatische Kunst, eine Berlin-Ausstellung, eine Ausstellung zu den Putten des Schlosses, die interaktive Dauerausstellung „Nach der Natur“ mit riesigen, illuminierten Fischschwärmen, die „wegschwimmen“, wenn man ihnen zu nahe kommt und natürlich der gigantische Blick von der Dachterrasse, die leider nicht zur Führung gehörte. Nicht schlimm, hat tüchtig geregnet.
Für all die tollen Museumsräume, Ausstellungen und versteckten Architekturschönheiten reichte die Zeit dann nicht. Aber, wir sind echt neugierig geworden und werden das nachholen. Kostet im Moment auch nichts, außer Berlinausstellung, na klar.
Die kurzweilige Führung hat uns allen gut gefallen und Lust auf mehr geweckt.
Und es war schön, sich wieder zu sehen und miteinander plaudern zu können, in der „segellosen“ Zeit.
Die Gruppe ist danach etwas auseinandergedriftet beim Versuch die Kellerräume des alten Schlosses zu besichtigen, da Gepäck und Jacken abgegeben werden müssen, Garderobe aber am anderen Ende des Schlosses. Ein frisch gezapftes Bier im Café ist somit leider auch ausgefallen. Kultur macht durstig! Nächstes Mal machen wir das besser und reden früher über ein kühles Blondes und andere Köstlichkeiten.
Also tschüß, bis nächstes Mal im Outback!