Ostsee, SY Tilda Ann, 2015

Mit Blister nach Dziwnow

Sommertörn vom 19.07. – 23.08.2015

Frank Merkle, SVH Berlin

Die letzten drei Jahre fuhren wir als Familie mit dem Boot in den Sommerurlaub. In diesem Jahr sollte wieder einmal ein Urlaub in einem Ferienhaus organisiert werden. Aufgrund meines runden Geburtstags und dem damit verbundenem „Geburtstagsgeschenk“ im Gegenwert von drei Wochen Solo-Segeln wurde eine Kombination aus Segeltörn und Ferienhausurlaub geplant.

Die grobe Zeitplanung sah vor, dass ich einhand nach dem SVH-Sommerfest über Bornholm und Südschweden nach Mön segeln würde, wir uns dort zwei Wochen im Ferienhaus zusammenfinden wollten, und ich dann das Boot wieder einhand nach Berlin bringen würde.

Zur Vorbereitung des Solo-Törns wurden noch einige technische Verbesserungen am Boot angebracht. Nachdem die elektronische Navigation mittels Notebook mangels stabiler Halterung am Kartentisch und der mangelnden Sichtbarkeit vom Cockpit aus wieder verworfen wurde, konnte ich kurzentschlossen einen gut erhaltenen Garmin Plotter (GPSmap 3010) mit allen erforderlichen Seekarten für kleines Geld erwerben (aus dem Segeln-Forum). Aus der gleichen Quelle konnte ich noch einen gebrauchten Easy AIS-Empfänger erwerben, so dass v.a. die bei der Querung der diversen Verkehrstrennungsgebiete aufkommenden Frachtschiffe besser eingeschätzt werden können.

Die zweite Anschaffung, ebenfalls über das Segeln-Forum, war eine gebrauchte Windsteueranlage (WSA) Windpilot Pacific Light, welche an einer Ohlson 8.8 montiert war. Diese WSA sind gesucht und gebraucht nicht oft zu bekommen, insofern war dies ein echter Glücksgriff.
Beide technischen Erweiterungen sollten sich noch auszahlen, davon mehr im Bericht.

Das Boot konnte bis zum SVH-Sommerfest am 18.07. reisefertig gemacht werden, so dass dem Ablegen am Tag nach dem Fest nichts mehr im Wege stand. Vereinskamerad Josef Vilser wollte mich bis Stettin begleiten, da er die Kanaltour erleben wollte.

Sonntag, 19.07.

Ablegen um 10.00. Aufgrund des Sommerfestes hatten viele Vereinsmitglieder an Bord ihrer Boote und in den Segelkammern übernachtet, entsprechend bombastisch fiel auch die Verabschiedung mit Tröten und Presslufthörnern (die nicht immer zur Zufriedenheit ihrer Besitzer funktionierten….) aus. Vereinskamerad Roland Kruschwitz und Familie wollten etwas später los, wir hatten verabredet, dass jeder für sich fährt.

Josef und ich konnten bei bedecktem Himmel und ca. 23 Grad Temperatur die Schleuse Spandau bereits nach kurzer Wartezeit um 11.00 Uhr passieren. Im Tegeler See erwischte uns dann eine Regenfront, wir mussten schnell ins Ölzeug und blieben auch darin bis zum Abend. Die Schleuse Lehnitz und das Schiffshebewerk konnten ebenfalls nach nur kurzer Wartezeit passiert werden, so dass wir bereits um 21.30 in der Marina Oderberg ankamen. Leider waren alle tiefen Liegeplätze belegt, der uns zugewiesene Platz hatte nicht genügend Wassertiefe, so dass ich im Schlamm steckenblieb. Daraufhin brachen wir den Versuch ab, in der Marina Oderberg noch irgendwo anzulegen, und fuhren das kurze Stück zur Schleuse Hohensaaten West. Am dortigen Warteplatz richteten wir uns für die Nacht ein, vorher gab es noch ein kleines Abendessen an Bord.

Gesamt 107km Binnen

Montag, 20.07.

Bei aufgeklartem Wetter und angenehmen 20 Grad Lufttemperatur nahmen wir die erste Schleuse um 06.30 zusammen mit zwei Motorbooten. Gefrühstückt wurde unterwegs. Da wir gerne an Land zu Mittag essen wollten, legten wir dann um 11.30 in Gartz an und besuchten den Hafenimbiss. Die sehr nette Hafenmeisterin hat einen Kiosk mit Eis und Kaffee, so dass wir auch zu einem Nachtisch kamen…. Um 15.30 liefen wir bereits beim Akademischen Segelklub Stettin (AZS) ein. Zu meiner Freude hatte ich den gleichen Liegeplatz wie die beiden letzten Male, und der Hafenmeister kam zur Begrüßung. Da er um 17.00 Schluss hatte, wurde kurzerhand der Termin zum Mast stellen für 16.30 verabredet. Dies erfolgte dann zügig und problemlos, so dass Josef und ich unser Anlegerbier sowie ein frühes Abendessen in der Hafentaverne einnehmen konnten. Um 20.00 waren auch die weiteren Vorbereitungen getroffen, so dass das Boot segelfertig war.

Unsere Freunde Ula und Robert vom AZS kamen von ihrem Boot, welches sie ebenfalls segelfertig gemacht hatten, da sie in einer Woche nach Rügen fahren wollten. Wir verabreden, dass ich mich auf der Rücktour bei ihnen melde, vielleicht passt es für ein Abendessen.

Gesamt 178km Binnen

Dienstag, 21.07.

Sportwart Josef konzentriert an der Pinne im Stettiner Haff
Sportwart Josef konzentriert an der Pinne im Stettiner Haff

Erster Segeltag. Josef kann noch bis Swinemünde mitkommen, er will dann die Schnellfähre nach Stettin nehmen, am Mittwoch muss er wieder in Berlin sein. So kommt es, dass wir zusammen einen herrlichen Sommertag auf dem Dammschen See und dem Stettiner Haff erleben. Wir legen um 08.30 ab und können den Dammschen See unter Genua und Groß aussegeln bei ca 2 Bft raumschots. Die Oder laufen wir dann wieder unter Motor, bis wir kurz vor Ziegenort wieder die Segel setzen können. Das Haff wird halbwinds unter Segeln durchquert, diverse Schauerböen beschleunigen das Boot bis auf 6.8 kn, mehr geht nicht. Kurzzeitig müssen wir die Genua etwas einreffen, da der Ruderdruck zu stark wird. Die Kaiserfahrt wird dann wieder unter Maschine bewältigt da der Wind nun abgedeckt wird. Um 16.30 sind wir in Swinemünde angekommen. Da die Tankstelle frei ist, können wir gleich den Dieseltank und die Kanister wieder auffüllen (38 l von Berlin bis Swinemünde).

Anschließend geht es in die Stadt, da Josef die Abfahrtszeiten des Schnellboots nach Stettin erfahren muss. Leider gibt es schlechte Nachrichten: Das alte russische Tragflächenboot ist defekt, so bleibt nur die Fähre in Swinemünde zum Bahnhof und der Zug nach Stettin/Berlin. Zwei sehr hilfreiche Mitarbeiter der Adler-Reederei suchen für ihn die Verbindungen heraus.

Ab/bis Stettin 37sm, Tagesdistanz 37sm, davon gesegelt 27sm

Mittwoch, 22.07.

Mit Blister nach Dziwnow
Mit Blister nach Dziwnow

Josef geht um 09.00 von Bord, er wäre gerne weiter mitgekommen. Ursprünglich wollte ich einen Hafentag einlegen, aber das Wetter ist zu gut, um im Hafen zu bleiben. Kurzentschlossen richte ich das Boot für die Abfahrt her. Nach Überprüfen der Wettervorhersage entscheide ich mich für eine Fahrt nach Dziwnow. Um 11.30 laufe ich bei schwachem achterlichen Wind aus. Fock und Groß sind zu wenig, so dass ich den Blister auspacke und einige Stunden raumschots mit Blister und Groß parallel zur Küste laufen kann. Später schläft der Wind allerdings ein, so dass der gute Yanmar Diesel helfen muss. Um 17.30 bin ich in Dziwnow. Der alte Fischereihafen ist nicht mehr wiederzuerkennen, das Hafenbecken ist wegen Bauarbeiten gesperrt, die alten Fischerhütten sind verschwunden und stattdessen wurden gleichförmige Steinhäuser gebaut. Der benachbarte neue Yachthafen ist gut gefüllt. Der Hafenmeister will mich zuerst abweisen, aber ich kann dann an einem Fischkutter an der Außenmole längsseits gehen. Später kommen noch zwei deutsche Segler mit einer Westerly längsseits. Der neue Hafen und das Restaurant wirken noch etwas steril, aber die Leute sind sehr nett. Außerhalb der Hauptsaison dürfte es hier genügend Liegeplätze geben. Einige Yachten laufen auch durch die stündlich öffnende Klappbrücke zum weiter innen gelegenen Pier, an dem man längsseits anlegen kann. Da ich morgen früh ggfs. nach Bornholm will, und die Brücke erst ab 10.00 wieder öffnet, ist das allerdings keine Option für mich.

Ab/bis Stettin 58sm, Tagesdistanz 21sm, davon gesegelt 15sm

Donnerstag, 23.07.

Der Wind hat nachts mächtig aufgebrist. Vorhersage war W 4-5 Bft. Allerdings kann man im Hafen von Dziwnow die Windverhältnisse auf der Ostsse schlecht einschätzen. Ich entscheide mich trotzdem, einen Versuch Richtung Bornholm zu wagen, halbwinds sollte das gehen. Ich stecke bereits im Hafen das 2. Reff ins Groß. Um 5.30 lege ich ab, zusammen mit den beiden Deutschen, die nach Swinemünde wollen. Das Groß ziehe ich bereits in der Ausfahrt hoch. An der Mole steht eine beeindruckende Dünung, mit Motor komme ich aber gut durch. Ich versuche den Kurs Nexö zu halten. Mittlerweile dürften es aber wohl 6 Bft mit entsprechender Welle sein, aus vorlichen Richtungen. Ich versuche einen Kurs am Wind, aber die Fock ist dafür zu groß, der Wind nimmt noch zu. Nach einer halben Stunde gebe ich auf, rolle die Fock weg und laufe nach Kolobrzeg ab. Eine Rückkehr nach Dziwnow erscheint wenig verlockend. Leider geht mir das Geschaukel auf den Magen, und das Frühstück landet außenbords.

Ich laufe nur mit dem Groß im 2. Reff bis zu 6.5 kn, bei ca. 2m Welle von achtern. Die WSA macht ihren Job sehr gut, und der Plotter läuft ebenfalls, so dass ich mich im Cockpit erholen kann. Um 13.30 bin ich bereits in Kolobrzeg. Auch dort steht hoher Schwell in der Einfahrt. Meine Kontaktaufnahme zu Kolobrzeg Port Control über VHF Ch 12 bleibt unbeantwortet, eigentlich soll man sich dort vor Einlaufen anmelden. Da aber außer mir als einzigem Verrückten keine weiteren Yachten einlaufen, ist das wohl auch nicht weiter wichtig. Jedenfalls bin ich froh, im Hafen zu sein. Ich finde an der Außenmole einen Platz, neben einem Holländer mit einer Atlantic 43 – tolles Schiff. Später läuft noch eine Schweden-Flottille ein.

Ab/bis Stettin 94sm, Tagesdistanz 36sm, davon gesegelt 34sm

Freitag, 24.07.

Eigentlich wollte ich einen Tag hierbleiben und mal die Stadt richtig ansehen. Allerdings ist heute ein Wetterfenster mit wenig Wind und Sonne, während das Sturmtief „Zejlko“ im Anmarsch ist, so dass ab morgen stürmische Ostwinde drohen. Da gibt es nicht viel zu überlegen, das Boot wird klargemacht und um 08.00 laufe ich aus Richtung Nexö. Mangels Wind muss ich die gesamte Strecke motoren! Bei 6 kn Fahrt und ereignislosen und langweiligen Motorstunden (ich schlafe kurz, treffe Fischer, mache mir was zu Essen…) komme ich um 18.30 in Nexö an. Im alten Hafen sind nur noch wenige Plätze frei, ich mache längsseits an einem Holländer fest, sie helfen mir beim Anlegen, da ich deren Heckboje (die einzige, die erreichbar ist) nicht erwische. Das Hafenbüro ist schon geschlossen, aber ich habe ja noch die Tally Card von vor zwei Jahren an Bord – funktioniert! Im Hafen liegt auch Gudrun Calligaro mit ihrer „Mädchen“, sie hat sich mit einigen Segelfreunden dort verabredet, alles Einhandsegler(innen), da scheint es ja einen richtigen Club zu geben. Später, als wir im Restaurant sitzen, kommt noch eine Charter-Bavaria mit einem weißbärtigen „Käptn-Iglo“ rein und muss sich in die enge Lücke hinter „Mädchen“ quetschen, so dass sie ihre WSA anditschen – na da war was los! Außerdem sehe ich Micha aus Berlin mit Freundin Musa vorbeilaufen, wir kennen uns von meinem früheren Liegeplatz in Berlin und hatten uns schon vor zwei Jahren in Rönne getroffen. Ich laufe zu ihrem Boot und wir unterhalten uns kurz, auch sie sind vor dem angesagten Starkwind geflüchtet.

Ab/bis Stettin 142sm, Tagesdistanz 48sm, davon gesegelt 0sm

Samstag, 25.07.und Sonntag, 26.07.

Eingeweht in Nexö auf Bornholm
Eingeweht in Nexö auf Bornholm

Hafentage in Nexö wegen stürmischem Ostwind, der dann am Sonntag auf West dreht. Der Holländer hilft mir, mein Boot an der Heckboje zu vertäuen, da längsseits an seinem Boot bei dem Wind keine so gute Idee ist. Ich spanne zusätzlich noch einen Festmacher an Steuerbord achtern an die Hafenpier quer durch die anderen Boote, um das Schwojen etwas zu vermindern. Der Wasserstand steigt am Samstag um mindestens 50cm. Am Samstagnachmittag klart das Wetter wieder auf, es wird sogar noch ein schöner Tag, zusammen mit Micha und Musa gehe ich nach Balka spazieren, hier gibt es einen schönen Sandstrand.

Ich installiere die zweite VHF-Antenne am Heckkorb, da ich die Vermutung habe, dass ich keinen Funkspruch absetzen kann aufgrund des zwischengeschalteten Splitters. Denn nicht nur die Anfrage in Kolobrzeg blieb unbeantwortet, auch der Plotter stürzte bei der Überfahrt von Kolobrzeg nach Nexö mehrfach ab, die AIS-Lampe leuchtete ständig. Nach Trennung der Eingänge (Funkgerät wieder alleine an der Mastantenne, und AIS am Heckkorb) vereinbare ich mit Micha einen Funk-Check auf Kanal 69, und die Kommunikation verläuft reibungslos. Der Plotter läuft ebenfalls wieder ohne Schwierigkeiten. Ich beschließe, bei Gelegenheit die provisorisch befestigte Antenne am Heckkorb mit einem entsprechenden Beschlag anzubauen, kann diesen in Nexö jedoch nicht kaufen.

Der Sonntag wird ein geruhsamer Hafentag mit Aufräumen und diversen Bastelarbeiten. Außerdem lese ich ausgiebig, gehe im Supermarkt einkaufen, fülle den Wassertank etc. Dabei bewährt sich meine aus dem Baumarkt in Berlin billig erstandene Wasserschlauchverlängerung, so werden gleich drei Boote mittels der Verlängerung betankt. Abends gehe ich noch kurz zu den Freunden auf ihrer Dehler 36 zu Besuch. Wir diskutieren das Wetter, sie wollten eigentlich in die Hanöbucht, sind aber noch nicht ganz sicher aufgrund der Wetterverhältnisse. Da es morgen weniger Wind geben wird und ich Strecke nach West gutmachen muss, will ich an die südschwedische Küste (Skillinge, Kaseberga oder Ystad), je nachdem, wie der Wind es zulässt.

Montag, 27.07.

...und weiter geht's...
…und weiter geht’s…

Es sind südwestliche Winde um 4 Bft angesagt. Ich laufe früh um 5.30 aus Nexö aus und muss die erste Strecke in Lee von Bornholm motoren. Auf Höhe von Svaneke kann ich dann Groß und Fock setzen, so geht es mit ca. 5 kn nach Norden. Kurz vor Hammerodde nimmt der Wind aufgrund des Kapeffekts stark zu, so dass ich kurz nacheinander das erste und dann das zweite Reff ins Groß binden muss. Ich kann dann nach Passieren der Nordspitze Bornholms Westkurs anliegen, und segle in Richtung des Verkehrtrennungsgebietes Bornholmsgatt. Kurz zuvor kommt mir noch ein Angelboot in die Quere, der Kollege passiert mich mit 10m Abstand vor dem Bug, so was kenne ich sonst nur von der Havel….Leider schläft der Wind so langsam wieder ein, so dass ich nicht nur ausreffen muss, sondern zur Unterstützung der Querung des VTG die Maschine anmache, damit ich durch die Lücken im Verkehr komme. Ich bin begeistert, wie gut das mit dem Plotter und AIS funktioniert! Nach Passieren des VTG muss ich erstmal weiter unter Motor, Ziel ist Ystad. Um 15.00 Uhr kommt dann plötzlich Wind aus NO auf, so dass ich raumschots nach Ystad rausche, teilweise mit 6.5 kn. Der Wind brist auf ca 5 Bft auf, in Böen vielleicht noch etwas mehr, so dass die Ansteuerung von Ystad dann quer zur Welle mit viel Geschaukel verbunden ist. Da ich den Hafen noch nicht kenne, bereite ich das Boot kurz vor der Mole zum Anlegen vor. Das Anlegen gestaltet sich dann aber entgegen meiner Befürchtung äußerst unkompliziert, da der Hafen groß ist und die Boxen mit Fingerauslegern wie eine „Garage“ zu benutzen sind: Gegen den Wind reinfahren mit Fendern und festmachen, auch einhand ganz einfach!

Ab/bis Stettin 201sm, Tagesdistanz 59sm, davon gesegelt 35sm

Dienstag, 28.07.

Hafentag in Ystad. Die Wettervorhersage lädt nicht zum Weitersegeln an, und ich will mir die Stadt ansehen. Zuerst aber besichtige ich den grandiosen Segelbedarfsladen (Tackel og Tag) im Hafen, der wohl auch schon Kultstatus hat. Hier finden sich nicht nur diverse Neuteile, sondern viele gebrauchte Utensilien für Fischer und Wassersportler. Ich erstehe eine kleine Tube Sikaflex und suche nach einer Relingshalterung für die AIS-Antenne, doch leider passen die Durchmesser der vorrätigen Halter nicht zur Antenne.

Die Stadt ist hübsch, aber relativ schnell durchlaufen. Ich gehe einkaufen und esse in einem Schnellrestaurant. Durch Aushänge werde ich auf eine Open-Air Kinovorführung in der Stadt aufmerksam, es wird abends gratis ein Wallander-Film (The troubled man) gezeigt.
Im Hafen lese ich den Windmesser ab, nachmittags zeigt er 8 Bft aus W an. Immer wieder regnet es. Kurzentschlossen kann ich noch 20 l Diesel in Kanistern tanken, da die Hafenmeisterin gerade Zeit hat.

Abends gehe ich in die Stadt zur Vorführung. Der Film ist auf Schwedisch mit englischen Untertiteln, so kann ich ihm gut folgen. Rechtzeitig zur Filmvorführung ist es trocken, und eine größere Menschenmenge hat es sich mit Campingstühlen auf dem Platz an der Marienkirche gemütlich gemacht. Allerdings ist es ziemlich frisch, so dass sich einige Zuschauer mit Decken bewaffnet haben. Eine schöne Stimmung herrscht auf dem Platz, und als Polizisten verkleidete Schauspieler machen ihre Späße, leider kann ich kein Schwedisch. Heiterkeit bricht auf, als die echte Polizei mit ihrem Streifenwagen vorbeifährt und zur Feier des Tages ihr Blaulicht einschaltet…

Mittwoch, 29.07.

Gislövsläge
Gislövsläge

Früh morgens regnet und windet es heftig, da drehe ich mich lieber noch einmal um. Zur Frühstückszeit klart es jedoch wieder auf, und der Wind nimmt spürbar ab. Ein kurzer Blick über die Hafenmole zeigt, dass der hohe Wellengang nachgelassen hat. Ein einsamer Segler läuft aus. Ich beschließe, es ihm gleichzutun und bereite das Boot vor, so dass ich um 10.30 startklar bin. Einige Segler beobachten mich heimlich, ob ich auch wirklich rausfahre….Der Wind weht mit 4-5 Bft aus West. Noch im Hafen setze ich das Groß, und dann motore ich gegen die Welle raus. Ich muss den ganzen Weg bis Gislövsläge kreuzen, so dass ich am Ende 34sm gesegelt bin, obwohl die einfache Distanz nur 25sm beträgt. Es gibt einmal mit Alles: Regen und Sonne, Wind und weniger Wind, Welle und keine Welle, Reff rein und Reff raus. Am Ende surfe ich auf einer großen Welle in den Hafen und drehe Kreise, bis ich alles zum Anlegen sortiert habe. Nette Segler aus Berlin helfen mir beim Anlegen.

Ab/bis Stettin 235sm, Tagesdistanz 34sm, davon gesegelt 30sm

Donnerstag, 30.07.

Endlich Sommer!
Endlich Sommer!

Heute mache ich einen Faulenzertag im Hafen. Bei leichtem Wind und schönstem Sonnenschein genieße ich die Ruhe im netten Hafen in Gislövsläge. Ich leiste mir ein Eis, und an einer Garageneinfahrt am Hafen werden Erdbeeren angeboten, sehr lecker!
Grund für die Pause ist aber nicht nur, dass ich mich ausruhen wollte, sondern auch die Wetterlage in der Südlichen Ostsee. Während es bei uns im Norden eher ruhig ist, ist Starkwind bis 7 Bft an der deutschen Küste gemeldet. Mön liegt irgendwo dazwischen. Ich überlege mir lange, ob ich losfahren soll, aber ich würde genau zum angesagten Starkwind ab ca. 16.00 Uhr in Klintholm eintreffen, und darauf habe ich wenig Lust. Insbesondere, da ich dann die letzte Strecke um die Klippen mit zu erwartendem Kapeffekt herumkreuzen müsste. Nachmittags messe ich dann auch hier im Hafen 25kn Wind, so dass die Entscheidung wohl richtig war.

So lese ich mein Buch über die Nordwestpassage von Claudia und Jürgen aus Österreich auf ihrer Yacht La Belle Epoque noch einmal in Ruhe durch.

Trotz des Müßiggangs habe ich jedoch noch eine Arbeit erledigt, die ich etwas vor mir hergeschoben habe: Irgendwann hat sich eine in der Bilge gestaute Bierdose teilweise entleert, das Geschaukel vor der polnischen Küste ist ihr wohl nicht gut bekommen. Nach Öffnen der Bodenbretter konnte man jedenfalls eindeutige Rückschlüsse auf den Inhalt ziehen, eine Geschmacksprobe habe ich aber unterlassen. Nach Entsorgung des Übeltäters musste die Bilge noch gereinigt werden, und das habe ich dann heute brav erledigt.

Morgen früh soll es dann bei ca. 5 Bft mit abnehmender Tendenz aus SW-W nach Mön gehen, wenn alles gut geht wird’s ein Anlieger.

Freitag, 31.07.

Leider hat es sich der Wind anders überlegt, die ganze Nacht blies es weiter mit 6 Bft aus W, und es wird sich auch heute nicht viel ändern. Allerdings soll der Wind zu morgen früh abflauen, so dass ich dann gut den Kurs nach Klintholm fahren kann.
Ich nutze die Zeit und erledige weitere Haushaltsaufgaben. Duschen, Wäsche waschen, Wasser bunkern etc. Ist alles im Hafengeld von SEK 170 (ca. Euro 17) mit drin – da kann man nicht meckern. Selbst Strom gibt’s umsonst, da ich einen noch nicht abgelaufenen Stromanschluss nutzen kann. Ein kurzer Stop beim Kaufmann ist ebenso erledigt, das Boot ist geputzt….Nachmittags laufe ich ein Stück den Strand entlang, und sehe einige ehemalige Geschützbunker in den Dünen, die Eingänge sind jedoch verschlossen. Ein Stück vom Hafen entfernt ist ein Rummel mit Marktbuden und Fahrgeschäften aufgebaut. An einem Fischstand kaufe ich ein Stück geräucherten Lachs.
Dieser Hafen ist wirklich zu empfehlen!

Samstag, 01.08.

Möns Klint
Möns Klint

Heute geht es endlich los – der Wind ist eher zu wenig, aber alles kann man nicht haben…Die Nachbarn aus Berlin sind schon um 04.00 Richtung Hiddensee, ich fahre „erst“ um 05.00 los. Bei West bis Südwest 3-4 kann ich Kurs Mön anliegen. Eine kurze Strecke muss ich allerdings motoren, da ich nicht so recht vorwärtskomme. Als ich Mön in Sicht habe, kann ich wieder ganz gemütlich mit 3-5 Knoten Fahrt segeln. Eigentlich müsste ich ja auf die Genua wechseln, aber es ist einfach zu schön, um gleich wieder arbeiten zu müssen…Nach Rundung von Möns Klint kann ich halbwinds sogar 5,5 Knoten fahren – geht doch! Und dabei herrscht den ganzen Tag Sonnenschein, es steht kaum noch Welle und es könnte nicht besser sein!

Das AIS bewährt sich wieder einmal: Es herrscht starker Fähr- und Frachterverkehr, und man kann die Kurse und Geschwindigkeiten der Schiffe so ganz leicht einschätzen. Mulmig wird es mir, als eine Fähre aus Trelleborg von achtern in Brassfahrt aufkommt und ich nicht genau weiß, ob sie mich auf dem Schirm haben. Da ich ja weiß, wie das Schiff heißt, nehme ich kurz die Funke in die Hand und frage (sozusagen von Kapitän zu Kapitän), ob sie mich sehen und ob ich meinen Kurs beibehalten kann. Die Antwort war kurz und bündig – alles so lassen, sie überholen mich an Backbord.

Kurz vor der Hafeneinfahrt geht die Rallye um die besten Liegeplätze los, aber ich mache nicht mit. Solln’se doch! Ich suche mir eine Box im mittleren Hafenbecken zwischen den Häusern, da ich das Boot ja einige Tage hier liegen lassen will. So hoffe ich, dass der Liegeplatz B2 auch bei stärkerem Wind gut geschützt ist. Außerdem liegt an Backbord ein etwas vergammeltes Motorboot – der fährt bestimmt nicht so oft raus! Der Gang zum Hafenmeister bringt ein unverhofftes Ergebnis: Erstens wird bei 14 Tage Liegedauer nur die kleinste Bootsgröße berechnet, und dann gibt es noch Mengenrabatt, so dass ich für lediglich 10 Tage die Summe von DKK 800 zahlen muss, das ist ein wahres Schnäppchen! Strom, Wasser und Dusche sind ebenfalls inklusive. Er notiert auch meine Adresse und Telefonnummer, falls es ein Problem gibt. Das ist mal Service!

Und noch eine Überraschung: Ich liege gegenüber der „Blue Layla“ aus Hohe Düne. Ulf und Alexa sind Mitglieder im Segeln-Forum. Ich gehe auf einen Tee hin, und wir unterhalten uns nett. Sie schenken mir ihren zweiten, überzähligen Forumsstander – Danke!

Abends kommt die Familie per Auto, ich treffe sie um Mitternacht in Stege, wo wir dann gemeinsam nach Ulvshale zum Ferienhaus fahren.

Ab/bis Stettin 278sm, Tagesdistanz 43sm, davon gesegelt 30sm

Freitag, 14.08.

Nachmittags bringt mich die Familie nach zwei Wochen im Ferienhaus wieder zum Boot. Nach einem Abschiedsessen in der Hafenpizzeria Portofino (mit Klaviereinlage des Inhabers, da die Kinder fragten, wer denn Klavier spielt…) bin ich um 17.00 Uhr mit den Vorbereitungen zum Törnabschluss beschäftigt. Diesel aus Kanister tanken, Wasser auffüllen, Motor und Elektrik checken etc. Für heute Nacht ist Starkwind mit Böen bis 38kn aus Ost angesagt, aber ich liege sehr geschützt zwischen den Häusern und bemerke den Wind kaum. Mal sehen, wie das Wetter morgen wird, und ob ich tatsächlich nach Lohme komme, wie geplant. Alternativ fahre ich nach Barhöft. Am Mittwoch der kommenden Woche will ich in Stettin sein, am Donnerstag spätestens den Mast legen. Für Freitag hat sich ab Schwedt Michael Kopitz als Crew für die Kanalfahrt angemeldet, so dass ich die Nacht von Donnerstag auf Freitag in Schwedt sein möchte.

Samstag, 15.08.

Nachts wackelt es ordentlich, der angesagte Starkwind ist trotz Abdeckung zu spüren. Morgens dann plötzlich Flaute, gefolgt von einem Gewitter. Um 09.00 kann ich endlich ablegen. Leider ist Lohme nicht direkt möglich, da der Wind genau von Ost kommt. Auf stundenlanges Aufkreuzen habe ich aber wenig Lust. So fahre ich so hoch es geht am Wind, und kann die Einfahrt zum Gellenstrom bei Hiddensee anliegen. Die Welle ist noch ganz ordentlich, und anfangs muss ich gar das zweite Reff einlegen, später dann kann ich ausreffen. Kurz vor Hiddensee muss der Motor mithelfen, da der Wind spürbar nachlässt. Dann geht es wieder ein Stück unter Segel weiter. Die Ansteuerung des Gellenstroms allerdings mache ich lieber unter Motor, da sich der Himmel stark zuzieht und in der Ferne ein Gewitter zu sehen ist. Segel bergen in einer Rinne einhand ist nicht das, was ich mir unter Urlaub vorstelle…Bei der Durchfahrt der Kadet-Rinne bewährt sich das AIS wieder einmal. Zeitweise habe ich 7 große Schiffe um mich herum im Blickfeld. Bei einem Schiff wird es eng, und so kann ich dem Frachter vorschlagen, hinter ihm durchzufahren, was der Steuermann gerne annimmt.

Kurz vor Stralsund kommt der Regen dann doch noch, allerdings ist das Gewitter weitergezogen. Da die Nacht über kaum Wind angesagt ist, und ich keine Lust auf den quirligen Hafen habe, ankere ich vor Dänholm auf der Reede Altefähr auf 5m. Ruhe stellt sich dort leider nicht ein, da ich lautstark von einer Technodance-Party neben dem Hafen von Stralsund beschallt werde….

Ab/bis Stettin 304sm, Tagesdistanz 46sm, davon gesegelt 36sm

Sonntag, 16.08.

Flaute im Strelasund
Flaute im Strelasund

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Aufstehen um 04.00, Anker auf um 05.00, erste Brückenöffnung in Stralsund um 05.20. Bei Flaute geht es unter Motor durch den Strelasund bis zum Greifswalder Bodden. Um 07.00 lege ich noch eine zweite Frühstückspause vor Anker ein. Auf dem Bodden dann kommt etwas Wind auf, bei ca 2 Bft kann ich gemütlich segeln. Dann, kurz vor der Knaakrücken-Rinne nimmt der Wind plötzlich zu, so dass ich bei ca 5 Bft. mit ordentlich Lage durch die Rinne segeln kann. Es herrscht viel Verkehr, in einem großen Pulk von Segelbooten geht es Richtung Wolgast. Für die Brückenöffnung um 16.45 bin ich zu früh, so dass ich noch mal eine kurze Ankerpause einlege – das dritte Ankeraufmanöver des Tages….da wünsche ich mir doch eine kraftsparende Bugankerrolle….
Nach Passieren der Wolgaster Brücke wird weitergesegelt. Hoch am Wind durch die Negenmark-Rinne. Während die anderen Mitbewerber die Engstelle unter Motor passieren (Weicheier…) segle ich so hoch es geht am Wind, komme allerdings wegen der Abdrift kurz auf Grund. Mit Motor kann ich mich jedoch gleich wieder befreien. Da das Segeln gar zu schön ist, fahre ich kurz entschlossen den Peenestrom weiter bis zum Hafen Rankwitz. Dort angekommen, finde ich noch einen schönen Liegeplatz längsseits am Bollwerk, das Restaurant des Fischers hat leider jedoch schon zu. Fischbuletten kann ich noch erwerben, so dass das Abendessen gesichert ist. Ich bekomme Gesellschaft von einem ehemaligen Skipper der Jugendsegelyacht Greif von Ückermünde, er erzählt einige Stories von diversen Segelabenteuern, dazu gibt es Whiskey und Bier….Viel zu spät geht es in die Koje.

Ab/bis Stettin 353sm, Tagesdistanz 49sm, davon gesegelt 39 sm

Montag, 17.08.

Aufstehen und Ablegen sind eins, habe doch etwas länger geschlafen als gedacht. Um die Zecheriner Brücke um 09.40 zu bekommen, muss ich mich sputen. Alles klappt, und so kann ich nach der Brücke die Segel setzen und aufs Haff. Wie angesagt kommt der Wind aus O bis NO mit 5-6 Bft, so dass ich leider nicht gut vorankomme. Ich entscheide mich, nach Ueckermünde zu segeln, das ist gut erreichbar und da ich dort noch nie war, ist es auch interessant für mich. Um 14.00 bin ich bereits im Stadthafen längsseits vertäut. Ich kaufe ein und unterhalte mich abends länger mit einem Solosegler aus Barth.

Morgen will ich nach Wapnica auf der Nordseite des Haffs, wo ich mich mit einem Berliner Nachbarn und Freund verabredet habe. Das bedeutet jedoch eine langwierige Kreuz quer über das Haff, so dass ich früh los muss.

Ab/bis Stettin 376sm, Tagesdistanz 23sm, davon gesegelt 17 sm

Dienstag, 18.08.

Ablegen in Ueckermünde um 07.00. Mit gesetztem Groß fahre ich aus der Kanalausfahrt, und der Wind bläst mit 5-6 Bft von vorne (Ost bis Nordost), dazu die kurze Haffwelle. Ich muss gleich das 2. Reff einlegen, so lässt es sich dann wunderbar aufkreuzen. Leider sind die idealen Kurse wegen der vielen Stellnetze kaum möglich – Reusenslalom ist angesagt. Ich komme jedoch gut voran, so dass ich schneller als erwartet den Hafen Wapnica im äußersten Nordosten des Haffs ansteuern kann. Um 14.00 bin ich bereits längsseits fest im kleinen Hafen, und werde gleich von einem polnischen Segler (im Hauptberuf Chief Engineer auf einem Tanker einer Hamburger Reederei) mit Beschlag belegt. Nach dem dritten Bier kommen die Freunde und holen mich ab…

Wir fahren mit dem Auto nach Misdroy, wo sie eine schöne Ferienwohnung haben. Mit Kaffee und Kuchen, einem Strandspaziergang am wirklich sehr schönen Sandstrand und anschließend einem Gang durch das Städtchen mit Abendessen in einem traditionellen Fischrestaurant geht der ereignisreiche Tag zu Ende. Morgen geht es dann mit der letzten Segeletappe nach Stettin zum AZS, die Männer der Familie der Freunde (Piotr und Sohn Julius) wollen mich bis dorthin begleiten und mit dem Zug zurückfahren.

Ab/bis Stettin 415sm, Tagesdistanz 39sm, davon gesegelt 36 sm

Mittwoch, 19.08.

Wie verabredet, erscheint die Crew um 10.00 zur letzten Segeletappe. Die beiden Offiziersanwärter machen ihre Sache ganz gut, so dass der Skipper lediglich navigieren muss. Unter Genua und Groß geht es hoch am Wind Richtung Stettin. Leider habe ich mich etwas verschätzt, der Wind hat auf SO-O gedreht und bläst in Böen 5-6Bft, das ist zuviel für die bauchige Genua. Ich reffe das Groß und die Genua wird ein Stück eingerollt – nicht optimal, aber geht trotzdem. Wir können bis Ziegenort segeln, dann kommt der Wind mal wieder von vorne, und nimmt dann Richtung Stettin weiter ab, so dass wir den Rest der Strecke motoren. Um 17.30 sind wir im AZS am Dammschen See, Mast legen wird für morgen früh um 10.00 verabredet. Es waren dieses Jahr über 400 Gastyachten im Verein, wie mir der Hafenmeister berichtet.

Die Crew geht nach einer kleinen Stärkung im Restaurant von Bord, und ich warte auf die Freunde Ula und Robert vom AZS. Heute ist Mittwochsregatta, so dass sie noch auf dem Wasser sind. Nach Abschluss der Regatta werde ich zu ihnen nach Hause eingeladen, auch die Kinder sind da und freuen sich. Wir haben einen schönen Abend, dann bringen sie mich wieder an Bord. Robert und einer seiner Söhne übernachten auf ihrem Boot.

Ab/bis Stettin 443sm, Tagesdistanz 38sm, davon gesegelt 18sm

Donnerstag, 20.08.

Ich wache früh auf, Robert ist auch schon draußen. Der Hafenmeister Richard hat uns bereits entdeckt und fragt, ob ich den Mast gleich legen will. Es ist 07.00, das ist doch ein Wort! 10min später bin ich unter dem Mastenkran und um 07.30 liegt die Palme an Deck. Nach Aufklarieren, Frühstück und Verabschiedung von Ula und Robert (sie kommt extra noch einmal zum AZS) will ich an der benachbarten Bootstankstelle Diesel tanken. Leider ist sie zu, obwohl sie eigentlich offen sein müsste. Unter der angegebenen Telefonnummer meldet sich jemand und bittet mich, nach 14.00 wiederzukommen – Spassvogel…Zum Glück ist es möglich, in der benachbarten Marina Pogon kurz anzulegen und mit Kanistern zur Strassentankstelle zu laufen, vom Ende des Hafenbeckens sind es nur ca. 100m. So kann ich doch noch 30l Diesel in Kanistern tanken, sonst hätte ich ein größeres Problem gehabt.

Um 10.30 geht es dann endlich los. Unterwegs telefoniere ich mit Vereinskamerad Michael, er kommt gegen 18.00 mit der Bahn nach Schwedt, um die Schleusenstrecke mit mir zu bewältigen. Ich bin bereits gegen 16.00 da, eine Weiterfahrt durch die Schleuse Hohensaaten und zur Marina Oderberg hat heute wohl keinen Sinn mehr, da wir dort in der Dunkelheit ankommen würden. Durch den niedrigen Wasserstand ist das Anlegen in Schwedt ganz einfach: In die Box und das Boot im Schlick parken, die Festmacher sind nur Optik…..Hoffentlich komme ich da morgen früh wieder raus!
Abends gehen wir noch im Ort essen, in der kleinen Fußgängerzone im Restaurant „Jägerhof“ kann man ganz passabel essen.

Binnen 54km

Freitag, 21.08.

Heute ist ein Glückstag: Nicht nur, dass wir ohne Probleme um 07.00 ablegen können, nein, wir sind bereits um 20.15 in der SVH in Berlin angekommen. Doch der Reihe nach:
Bei Ankunft an der Schleuse Hohensaaten werden wir freundlich von den Schleusenwärtern begrüßt, und sofort anstandslos mit zwei eintreffenden Motorbooten geschleust. Die anschließende Weiterfahrt zum Schiffshebewerk wird sogleich in Angriff genommen. Kurz vor dem Hebewerk bemerke ich einen entgegenkommenden Frachter, und wir „legen den Hebel auf den Tisch“, so dass wir als letztes Boot in die bereits gut gefüllte Kammer rutschen können, wir machen mittig zwischen den bereits vertäuten Booten fest. Nach Passage des Schiffshebewerks wird im Fahren gekocht, und die Schleuse Lehnitz gegen 17.00 erreicht. Hier steht das Signal ebenfalls noch auf Grün, so dass wir, ebenfalls als letztes Boot, ohne Wartezeit einfahren können. Das gleiche Spiel wiederholt sich noch einmal in der Schleuse Spandau, so dass wir die Fahrt mit minimaler Wartezeit (15min in Hohensaaten) hinter uns bringen konnten – Glücksschwein Michael sei Dank!

Binnen 130km

Fazit

Der diesjährige, überwiegend einhand zurückgelegte Sommertörn der „Tilda Ann“ verlief überraschend problemlos. Es gab keine ernsthaften technischen oder navigatorischen Schwierigkeiten – im Gegenteil, die Etappen konnten alle erfolgreich und sicher bewältigt werden. Lediglich die aufgrund der Starkwinde erforderlichen Hafentage waren weniger schön, konnte doch das eigentlich anvisierte Ziel Hanö-Bucht so nicht erreicht werden. Dennoch konnten im Seebereich insgesamt 443sm geloggt werden, die bis auf den letzten Abschnitt im Stettiner Haff alle einhand zurückgelegt wurden.

Die beiden technischen Neuerungen Windsteueranlage und Plotter haben sich gerade einhand sehr bewährt.

Möns Klint mit drei Fähren querab, der Klarnamen sowie Angaben zur Entfernung und Peilung des Schiffes "Nils Holgersson"
Möns Klint mit drei Fähren querab, der Klarnamen sowie Angaben zur Entfernung und Peilung des Schiffes „Nils Holgersson“
Windsteueranlage in Betrieb, die Steuerkette auf der Pinne wird von der WSA am Heck so gesteuert, dass die weiß lackierte Sperrholzwindfahne genau im Wind steht. Der Winkel wird am Halterohr eingestellt, so dass alle Kurse zum Wind gesteuert werden können.
Windsteueranlage in Betrieb, die Steuerkette auf der Pinne wird von der WSA am Heck so gesteuert, dass die weiß lackierte Sperrholzwindfahne genau im Wind steht. Der Winkel wird am Halterohr eingestellt, so dass alle Kurse zum Wind gesteuert werden können.