Ringelnatz-Cup 2017

Bericht von Josef Vilser

Am 3. Oktober war es mal wieder so weit. Der Ringelnatz-Cup 2017, ausgelobt vom Potsdamer Yachtclub, stand an. Dank der V14 e.V. bzw. „den Pinguin-Leuten“ meldete sich die SVH, ich glaube erstmals, als Mannschaft für diesen Cup. Die Mannschaft bestand aus der Pinguin V14 e.V., unserem Jahresmitglied Knut Störmer samt Mannschaft mit seiner Beneteau Frist 27, Josef Vilser mit Martin Johne auf dem Nordischen Folkeboot „Libra“. Harald Jänike nahm mit Berndt, René und seinem IF-Boot „Spökenkieker“ teil und war unser Backup. So war es zumindest gedacht.

Bahnkarte Ringelnatz-Cup

Am Tag der Deutschen Einheit kam morgens um acht Uhr Leben in die SVH. Die vier Schiffe wurden startklar für die Fahrt zum Wannsee gemacht. Der Wind war aus West mit vier bis sechs Bft. angekündigt und so trat es auch ein. Unter Segel ging es zum Wannsee. Um 11 Uhr war die erste Gruppe am Start. Dank des guten Windes kamen wir auch rechtzeitig an das Startboot in der Nähe der Tonne 2 zum Melden. Aus der Liste war zu ersehen, dass etwa 90 Schiffe am Start waren. Ich muss gestehen, dass diese Ansammlung von so vielen Teilnehmern um das Startschiff mich schon beeindruckt hat.

Die Regattaleitung hatte logischerweise in drei Gruppen eingeteilt. Ab Yardstickzahl von 107 und höher Gruppe I, Gruppe II von 99 bis 106 und Gruppe III von 98 und darunter. Ich wusste also, mit dem Folkeboot bin ich in der Gruppe I und je näher die Startzeit rückte, formierte sich aus dem großen Feld die Startgruppe.

Knut hatte mit seiner Beneteau weniger Glück und lief schon vor dem Melden auf Grund, musste von der DLRG geborgen werden und hat so leider den Start verpasst. Wir kamen relativ gut weg, gingen drei Sekunden nach Ankündigung über die Linie und waren am Anfang unter den ersten sieben Schiffen.

Neben der Herausforderung, gut zu segeln, mussten wir uns an der Strecke orientieren – wo sind die Tonnen? Da wir im Feld waren, orientierten wir uns hauptsächlich an den vor uns liegenden Schiffen. Beim Am-Wind-Kurs kamen wir auch noch gut mit und konnten unseren Platz halten. Bei achterlichen Winden wurden die Spies hochgezogen und die hinter uns liegenden starteten die Aufholjagd. Da half das Ausbaumen der Fock zu wenig.

Es kam wie es kommen musste. Wir kamen auf die Tonne 5 zu, die bunten Segel kamen immer näher. Plötzlich war da dichtes Gedränge, weil alle um diese Tonne mussten. Lautes schreien um „RAUM“ war vielstimmig zu hören und die einen oder anderen Rumpfstöße. Wir hatten Glück und konnten uns aus dieser Enge schadlos befreien. Aber der Pulsschlag war bei dem Gedränge schon etwas höher.

Nach dieser Tonne merkte man, wie der erfahrene Segler und der mit Revierkenntnissen weiter auf dem Gas blieb. Ich bin da noch am Lernen, wie es sich herausstellen sollte. Wir hatten im Laufe der Runden unsere Problemchen mit dem Stöckchen und mit der Wahl der Schläge. So mussten wir Runde um Runde Plätze abgeben – ärgerlich. Was mir auch Schwierigkeiten machte, waren die langen Schläge. Eine Runde war fast die Distanz von drei Runden SVH-Vereinsregatta. Hier waren drei Runden mit zunehmenden Wind zu fahren. Wir hatten auf dem Schiff gut zu arbeiten und sollten die Konzentration auch noch hoch halten, was nicht immer gelang.

Nur so nebenbei bemerkt: Als wir auf die letzte Runde gingen, waren die ersten Schiffe schon durchs Ziel. Da merkt man deutlich, wo man liegt. Während der Regatta hatten wir auch einige kurze Schauer, von denen wir uns nicht beeindrucken ließen.

Als wir endlich auf Kurs zum Ziel waren, war die Spannung etwas zu früh weg. In der Nähe der Tonne M hatten auch wir Grundberührung, was den Puls wieder hochtrieb. Wir konnten uns selber befreien und gingen dann durchs Ziel. Unser Ergebnis ist in der Liste zu ersehen.

Bis auf die Pinguin hatten alle SVH’ler bei dieser Regatta mit Grundberührung zu tun, auch Harald’s „Spökenkieker“ saß etwas länger fest. Die Crew kam aber gut gelaunt zum Bier und Chili con Carne am Potsdamer Yacht Club an. Einzig die Pinguin hat einen respektablen Platz im Mittelfeld ersegelt. Auch auf der Pinguin lief nicht alles so glatt. Mathias machte Bekanntschaft mit dem Baum, der da etwas schneller über kam.

An dieser Stelle will ich noch mal ausdrücklich Ingrid Tacke danken, die einen maßgeblichen Beitrag leistete, dass die SVH mit einer Mannschaft bei diesem Ringelnatz-Cup antrat. Auch wenn wir nur Teilnehmer waren, gingen von der SVH zwei Schiffe durchs Ziel. Die Regatta hat enormen Spaß gemacht, der Wind trug das Seine dazu bei, dass wir auch wirklich segeln konnten und gefordert waren.

Nachdem wir durchs Ziel gingen, legten wir an einer Boje vor dem Potsdamer Yacht Club an, ein vorbeifahrendes Dinghy brachte uns an den Steg, wo uns Ingrid in Empfang nahm. Martin wurde auf dem Gelände von seinem Sohn Aaron mit Mutter Anne empfangen. Sie gratulierten ihm zum Geburtstag. Mein Mitsegler Martin kam auch über die „Pinguin Leute“ – Danke für die Vermittlung.

Am „SVH-Tisch“ am Potsdamer Yacht Club ließen wir uns dann das Bier und das Essen schmecken und tauschten uns über die Erfahrungen aus. Wie es so ist, lachten wir auch über die Missgeschicke, die uns unterliefen.

Da sich die Siegerehrung wegen der vielen Proteste etwas hinzog, beschlossen wir, um ca. 17.30 Uhr zurück in die SVH zu segeln. Der Sportwart vom Potsdamer Yacht Club, Matthias Steinbrecher, brachte uns freundlicherweise zurück auf die „Libra“ mit Mutter, Kind und Kinderwagen. Als alles verstaut war, legten wir von der Boje ab und segelten los Richtung SVH. Leider schlief der Wind dann ein und wir dümpelten dann so dahin. Die Nacht brach herein und da ich keine Beleuchtung am Schiff habe, wurde die Kopflampe aktiviert. Es war zwei Tage vor Vollmond und wir konnten dadurch die Umgebung sehr gut wahrnehmen. Uns voraus war auch noch ein Segler mit fester Beleuchtung, der mit Hilfe seines bunten Segels auch nur sehr langsam voran kam, so weit man das im Dunkeln feststellen konnte.

In der Hoffnung, dass Harald mit seinem Spökenkieker unter Motor vorbeikommt, machte ich die Schleppleine klar. Auf Höhe des Grunewald-Turms kam ein Motorboot auf. Martin machte mit einem beherzten Schrei auf uns aufmerksam und fragte, ob sie uns nicht in Schlepp nehmen wollen. Es dauerte etwas bis die Skipperin sich entschied uns auf dem Haken zu nehmen.

Ich wurde gebeten meine grelle Lampe auszuschalten damit sie nicht geblendet wird. Aber beim Annähern im Dunklen war dann das Licht auf das Schiff doch notwendig damit sie die Entfernung zu uns einschätzen konnte. Ich warf die Leine über, sie wurde auch gefangen und an der Badeplattform des Motorbootes festgemacht. Wir gaben an, dass wir ans Ende des Stößensees wollten, die SVH war ihr unbekannt. Die Fahrt ging nun etwas zügiger voran.

Martin war an der Pinne und ich barg die Fock und das Groß während des Schlepps. Da die Schiffsführerin den Stößensee nicht kannte und die Beleuchtung der SVH am Mastenkran aus war, wollte ich die Besatzung des Motorbootes nicht ins Schwitzen bringen. Nachdem wir den SVSt passiert haben, ließen wir uns loswerfen und wriggten dann zum Stand, nicht ohne uns für den Schlepp zu bedanken.

Als wir im Stand fest waren, gegen 21 Uhr, entluden wir das Schiff. Ich packte meine Plane drauf. Als ich fertig war, kam der Spökenkieker in seinen Stand. Wir besprachen noch diese schöne Nachtfahrt und diese tolle Regatta. Gegen 21:30 Uhr verließen wir wohlgelaunt das Vereinsgelände, etwas geschafft, aber rundum zufrieden. Die Pinguin legte nach der Siegerehrung ab, trocknete während der Fahrt zur SVH noch den Spi und war so um 23 Uhr im Hafen.

Wenn man einen Blick auf die Teilnehmer des Ringelnatz-Cups 2017 wirft, ist festzustellen, dass hier fast alles, was Rang und Namen hat, vertreten war: die „Großen Vereine“ Berlins und auch die schnellsten Schiffe. Die SVH war ein Teil davon. Schön wäre es, wenn die SVH 2018 mit zwei kompletten Mannschaften anträte.

Ruf zum Sport

Auf ihr steifen und verdorrten
Leute aus Büros,
Reißt euch mal zum Wintersporten
Von den Öfen los.

Bleiches Volk an Wirtshaustischen,
Stellt die Gläser fort.
Widme dich dem freien, frischen,
Frohen Wintersport.

Denn er führt ins lodenfreie
Gletscherfexlertum
Und bedeckt uns nach der Reihe
All mit Schnee und Ruhm.

Doch nicht nur der Sport im Winter,
Jeder Sport ist plus,
Und mit etwas Geist dahinter
Wird er zum Genuß.

Sport macht Schwache selbstbewußter,
Dicke dünn, und macht
Dünne hinterher robuster,
Gleichsam über Nacht.

Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine,
Kürzt die öde Zeit,
Und er schützt uns durch Vereine
Vor der Einsamkeit, (dieser Vers wurde als Einleitung zum Ringelnatzabend vorgetragen)

Nimmt den Lungen die verbrauchte
Luft, gibt Appetit;
Was uns wieder ins verrauchte
Treue Wirtshaus zieht.

Wo man dann die sporttrainierten
Muskeln trotzig hebt
Und fortan in illustrierten
Blättern weiterlebt.

Segelschiffe

Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch
Und über sich Wolken und Sterne.
Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch
mit Herrenblick in die Ferne.

Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand
Wie trunkene Schmetterlinge.
Aber sie tragen von Land zu Land
Fürsorglich wertvolle Dinge.

Wie das im Wind liegt und sich wiegt,
Tauwebüberspannt durch die Wogen,
Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,
Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. –
Natur gewordene Planken
Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt
Und weitet unsre Gedanken.