Pinguin auf traditionsreicher Freundschaftsfahrt klassischer Yachten
Ein Bericht von Björn Grosser aus Sicht an der Pinne
Um 9 Uhr Morgens zur Steuermanns Besprechung sah manch ein Segler wie ich noch leicht zerknittert aus, was aber nicht den Anblick auf die vielen gut gepflegten Holzyachten und die Menschen in ihrem zum Teil historischem Segeloutfit trübte.
Die Crew zur Havel-Klassik 2017 bestand dieses Jahr zum Teil aus langjährigen PINGUIN-SeglerInnen und einigen neuen Mitgliedern. Susanne fühlte sich an der Fock ganz wohl, Maggie bereits zum 2. Mal am Klüver und Ingrid bediente die Backstagen. Carsten und Stefan teilten sich Spi, Segeltrimm, Groß und Taktik auf.
Ich selbst, erst seit gut einem Jahr auf der PINGUIN, hatte die Ehre nach dem überraschenden Erfolg bei den 60 Seemeilen von Berlin, wieder die Pinne als Steuermann zu übernehmen.
Wir legten unter dem Kommando von Carsten ohne Motor nur unter Segel ab und bereiteten uns auf den Start vor. Nach einigen Probe-Schlägen und der Startverschiebung favorisierte Stefan den Start mit Schwung unten an der Lee-Tonne. Recht knapp aber exakt zum Startschuss sind wir in der sicheren Leeposition über die Linie gefahren. Zwei Drittel vom Startfeld versuchten ihr Glück oben am Startschiff. Wir hofften darauf, dass wir den West-Wind von den Probeschlägen optimal ausnutzen können und immer mit den Winddrehern an der Uferkannte entlang gut Strecke machen können. Leider hatte der Wind genau in dem Moment eine Pause eingelegt. Unsere gut getrimmten Segel für Amwind, konnten gegen Flaute nichts ausrichten.
Bis Lindwerder änderte sich an der Windstärke auch nur wenig und einige leichte Gegner überholten wir nur dank der Kenntnisse der Sandbänke. Unsere Wendestatistik hatte bereits gut Punkte gesammelt, woran aber einige Ausflugsdampfer aus Spandau nicht ganz unschuldig waren. Stefan nahm sich die Kritik an den zu flach getrimmten Segeln zu Herzen und optimierte die Segelstellungen für schwachen Wind. Schon gingen die Schoten bei den Wenden auch wieder geschmeidiger an den Wanten vorbei. Der Spaß kehrte am großen Fenster wieder zurück, denn Klüver und Fock hatten Wind entdeckt, was die PINGUIN mit Schräglage quittierte. Ich steuerte dabei gerne an Lee um die Pinguin nach den Bändseln im Vorsegel, sowie dem Ruderdruck gut auszubalancieren.
Unsere Gegner bis hinter die Pfaueninsel waren das Regattafeld vom Challenge-Cup, einige Folkeboote, sowie der Skandinavische 15er EOS mit dem wir uns immer wieder auf der Kreuz das Wegerecht teilten. Carsten sowie die restliche Crew halfen mir mit ihrem Rundumblick, damit ich unten in Lee gut steuern konnte. Mit Carsten hatten wir auch jemanden mit viel Revier-Erfahrung an Bord, und kürzten an den richtigen Stellen hinter der Pfaueninsel ab. So macht Team segeln Spaß, denn langsam ließen wir wieder einige Gegner links und rechts liegen. Nachdem wir die Enge in der Moorlake mit bereits entgegenkommenden Spi-Yachten taktisch gut passierten, brauchten wir diesmal am Westufer nur einen Schlag unter Amwind bis zur Wende Tonne am Jungfernsee.
Einen 15er ließen wir innen passieren, doch Carsten und Ingrid zogen als Team den bereits gut präparierten Spi hoch. Stefan holte sich Maggie zur Unterstützung an den Spi-Schoten und versuchte die 80 m² bauchig zu bekommen. Rums machte es und wir beschleunigten mit einer Böe unter Halbwind wieder auf die Morlake zu, wo wir die Sweet-Sixteen vom Challenge-Cup einholten und taktische Manöver von den Profis lernten. Ob mit oder ohne Spi, beim Segeln in der Abdeckung kommen alle nur langsam voran.
Als Steuermann wünscht man sich auf Spi-Kursen gerne auch hinten Augen im Kopf, denn die Böen aus achtern lieben die 80 m² vorne und brachten uns mit Krängung auf bis zu 9 kn.
Wenn dein Spi auf Halbwind dann hinter dem Groß verschwindet, mußte sich Stefan anstrengen einen einen guten Platz zum Steuern zu finden. Er hatte mit Maggie aber eine gute Teamspielerin und wir segelten schnell an der Pfaueninsel vorbei. Bis Lindwerder hatten wir einige 22er Schärenkreuzer und 5mR Yachten unter Vorwind ein- und überholt. Zum Bergen hatten Ingrid und Carsten bei Schräglage einige Mühen.
Die restlichen Kilometer am Grunewaldturm vorbei, waren fast nur Amwindkurse und die Crew sowie die PINGUIN freute sich über die vielen Böen. Gemeinsam mit Stefan am Groß, Susanne an der Fock und Maggie am Klüver haben wir das Schiff nach den Böen mit leicht gefierten Segeln raumen lassen und fast alle 15er aus der ersten Startgruppe eingeholt. Die Perfekte Welle und die Prosit gingen kurz vor uns durchs Ziel.
Trotz etwas Pech beim Start haben wir dank einer tollen Spi- und Amwind-Crew die PINGUIN mit viel Teamwork auf einen stolzen 17. Platz der Kielboote von 47 geschaukelt. Am Ende lagen auch gerade einmal 46 „Yardstick-Sekunden“ zwischen dem 14. und 17. Platz.
Vielen Dank, dass ich Teil dieser seit 21 Jahren gepflegten Tradition sein durfte.