Bericht von der Young Europeans Sailing vom 14.05.2016 – 17.05.2016 in Kiel
Jedes Jahr über die Pfingsttage findet die Young Europeans Sailing, die Kieler Woche des Nachwuchs, statt. Für die Klasse 420er gilt diese Veranstaltung als Internationale Deutsche Meisterschaft.
Eine Woche vor der IDM fuhren wir mit zwei weiteren Teams und Bezirkstrainer Unterhavel Phillip Honeff zur Vorbereitung nach Kiel. Wir übernachteten auf einem Bauernhof nicht weit vom Hafen. Am Ankunftstag segelten wir noch eine Nachmittagseinheit um die Kieler Förde kennen zu lernen. Die Trainingstage fingen immer früh an, denn der Kuhstall war nicht weit und die Kühe sorgten für den Weckruf. Dafür gab es stets frische Milch von den Kühen. Bei gutem Wind trainierten wir drei Tage auf der Kieler Förde, um uns so gut wie möglich auf die Deutsche Meisterschaft vorzubereiten. Sonntagabend ging es ohne Boote zurück nach Berlin, denn es wir mussten schließlich in die Schule. Dafür gab es am Freitag vor Pfingsten extra für unsere Teilnahme in Kiel eine Schulbefreiung.
Für die Vermessung der Boote mussten wir schon einen Tag vor den Wettfahrten wieder in Kiel sein. Die Vermessung ging relativ schnell: Segel vermessen, Boot checken lassen, fertig.
Für den ersten Tag waren zwei Wettfahrten geplant. Jeden Tag wurden die 115 Teilnehmer immer in drei verschieden Gruppen eingeteilt, um das Feld zu verkleinern. In unserer Gruppe haben wir zweimal den 28. Platz erkämpft. Für uns war das alles noch etwas neu, in einem so großen Feld.
Der zweite Tag fing schon sehr schaurig bei Windvorhersagen bis zu 30 Knoten an. Nichtsdestotrotz ließ die Wettfahrtleitung starten. Noch während der ersten Wettfahrt fing es in nicht allzu weiter Ferne an zu gewittern. Obwohl die Wettfahrtleitung das Gewitter herankommen sah, brachen sie nicht ab. Wir segelten auf den 26. Platz. Kaum waren wir ohne Schaden durch das Ziel, kam die Gewitterfront mit bis zu 50 Knoten über das Regattagebiet.
Von den rund 100 Booten des Starterfeldes kenterten über 90 Prozent. Um den Druck zu verringern, ließen wir das Großsegel im Wind flattern. Wir konnten ein kentern dennoch nicht verhindern. Bereits bei der ersten Kenterung ging die Ruderanlage verloren, die Janno erfolgreich zurückholen konnte. Durch den starken Wind und den Wellengang trieben wir ca. 100 Meter auseinander. Janno musste von der DLRG zurückgebracht werden. In dieser Zeit trieb das Boot immer weiter dem Land entgegen. Infolge des starken Seegangs drehte sich der 420er zweimal um die Längsachse. Im flacher werdenden Wasser in Ufernähe berührte der Mast vermutlich den Seeboden und brach. Wegen der fehlenden Ruderanlage, konnte das inzwischen aufgerichtete Boot nicht in den Wind gedreht werden. Das Segel war durch den starken Wind bereits eingerissen. Um uns herum trieben weitere gekenterte Segler und es fuhren Motorboote. Dies alles bei einem Wellengang von ca. 3 Metern. Unser Boot trieb weiter Kiel oben. Zu diesem Zeitpunkt waren wir etwa 45 bis 50 Minuten im 12° C kalten Wasser. Dann erreichte uns ein DLRG Boot zur Rettung, weil vorher zahlreiche andere Segler gerettet werden mussten. Beobachter vom Land berichteten uns später auf dem Wasser sah es wie auf einem Schlachtfeld aus.
Nur noch einige Boote schafften es heil in den Hafen. Aus unserem Unterhavel-Team verletzte sich ein Vorschoter beim Kentern an der Wade und musste später im Krankenhaus genäht werden. Wir waren froh, unverletzt von der DLRG wieder in den sicheren Hafen geschleppt worden zu sein. Traurig waren wir allerdings, dass Radix erheblich beschädigt wurde. Vor Ort bestand die Möglichkeit Ersatz für gebrochene Masten, verlorene Spinnakerbäume und zerrissene Segel zu kaufen, welches wir dann auch getan haben. Mit der Hilfe des gesamten Teams richteten wir Radix bis in den späten Abend wieder her, um am Pfingstmontag weiter an der IDM teilnehmen zu können. Seitens der SVH wurde uns telefonisch sehr schnell Hilfe und Unterstützung zugesagt.
Am Montag war wieder Starkwind mit Startverschiebung und Verlegung der Regattabahn in die Innenförde. Nach dem chaotischen Tag zuvor, hatten wir doch Angst erneut durchzukentern. Wir haben uns nicht mehr getraut den Spi zu ziehen. Die erste Wettfahrt haben wir noch geschafft. Bei der zweiten aber erneut gekentert und brachen ab.
Damit kamen wir am dritten Tag in das Bronze-Fleet. Unsere Angst hatte sich gelegt und wir erreichten unter den Seglern unseres Niveaus in den drei Wettfahrten den 21. 8. Und 18. Platz. Insgesamt landeten wir am Ende auf Rang 93 von 117.
Alles in allem war unsere erste Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft ein Erlebnis, dass uns wegen der extremen Bedingungen immer in Erinnerung bleiben wird.
Janno und Nils