Antrittsrede unseres neu gewählten 1. Vorsitzenden Rüdiger Kebe
Zuerst einmal bedanke ich mich herzlich für den offensichtlichen Vertrauensvorschuss!
Seit feststand, dass wir einen neuen geschäftsführenden Vorstand suchen müssen, wurde ich von verschiedenen Seiten angesprochen. Ich habe diese Anfragen lange abgelehnt. Ich fand es zu früh, um in die Verantwortung zu gehen. Auch die Zeit, die ich zur Verfügung habe, um mich zu engagieren, schien mir viel zu mickrig für ein Amt mit dieser Verantwortung.
Erst als klar wurde, dass der eine oder andere Mitstreiter dieser euch vorgeschlagenen Konstellation, mein Mittun als Bedingung für ihr eigenes weiteres Engagement machte, fing ich an umzudenken.
Mit meiner Kandidatur wollte ich mich also nicht in den Vordergrund drängeln, sondern etwas möglich machen, was sonst nur ohne den einen oder anderen unverzichtbar wichtigen Team Player zustande gekommen wäre! Oder eventuell ganz scheitern musste.
Verblüffenderweise kann ich umgekehrt bestätigen: ich kann mir auch nicht vorstellen, ohne die große Erfahrung meiner Mitstreiter auf dieses Amt zuzugehen. Denn ich werde ihre und euer aller Hilfe, Rat und Unterstützung zwingend brauchen.
Zu meiner Person
Seit September 2014 bin ich Mitglied, kenne noch nicht mal alle eure Namen!
Ich bin 57 Jahre alt, glücklich verheiratet, habe drei erwachsene Töchter, einen wunderbaren Enkel, bin seit 23 Jahren erfolgreich selbständig, bin schon immer eine Mischung aus Handwerk und Kopfwerk und ein absoluter Team Player, habe viel Erfahrung als Geschäftsführer verschiedener Firmen, leite seit 12 Jahren eine Manufaktur für Lebensmittel, zusammen mit meiner wunderbaren Frau Miriam – die übrigens fast immer mit an Bord ist.
Unser Schiff Islay ist ein 1962 in Bremen gebauter, schmucker Jollenkreuzer, Mahagoni auf Eiche, ein Ausgleicher mit einem „K“ im Segel. Das war schon gleich Gesprächsstoff als wir das erste Mal im Verein anlegten. Wir teilen uns dieses Schiff mit unserem guten Freund, Vereinskameraden und Co-Eigner Dirk Greiser.
Zu meiner Kandidatur
Gegen meine Kandidatur spricht also:
Ich bin ein Vereins-Greenhorn mit Erfahrungsdefizit.
Für meine Kandidatur spricht:
1. Meine Motivation und eine SVH, die mir in kurzer Zeit ans Herz gewachsen ist.
2. Die Möglichkeit meine vorgenannten Schwächen als Stärke und Chance zu nutzen.
Denn aus ihnen ergeben sich auch Vorteile:
Aus dem Erfahrungsdefizit Unvoreingenommenheit, Neutralität, Konstruktivität. Ich stecke nicht so tief im Schlamm der Vergangenheit fest, kann mich vielleicht etwas leichtfüßiger bewegen.
Aus dem Zeitdefizit die Einforderung der Zusammenarbeit im Verein. „Mein Team“ als Überlebensvoraussetzung für die kommenden Aufgaben. Denn: die starke Einbindung in meinen Beruf zwingt mich geradezu dazu, das einzufordern, was im Verein oft schon angemahnt wurde: Die bessere Lastenverteilung der Aufgaben.
Ausblick
(zugegeben etwas gewagt für einen Anfänger)
Ein Verein kann visionär auf etwas hinarbeiten oder selbstzufrieden nur den Bestand pflegen (Couchpotato-Effekt). Das muss nicht schlecht sein. Macht allerdings dick und faul.
Der Weg ist also, mal wieder, das Ziel. Dabei ist die Frage nach der Perspektive in fünf, zehn oder 20 Jahren hilfreich. Wo will die SVH dann eigentlich sein, was wollen wir erreicht haben? Hier unter uns und dort, mit unseren Nachbarn, den anderen Vereinen, die ausnahmslos alle an sehr ähnlichen Aufgaben knabbern.
An diesen Gedanken gilt es weiter zu arbeiten. Die hervorragende Vorarbeit des bisherigen Vorstands weiterzuführen. Dabei ist mir persönlich und dem hier antretenden Vorstandsteam eines besonders wichtig:
Harmonie zu erhalten.
Eine lebendige Kommunikationskultur zu pflegen, die keinen ausgrenzt, und auf einen respektvollen Umgangston zu achten. Somit weniger Energie zu verschwenden mit dem Gefrozzel und zeitraubenden, aufgeregten Rumgehühner über die vermeintlichen Fehler unserer Ahnen, Kameraden oder der Pappnase da drüben. Die daraus erwachsende Gerüchteküche hat nämlich das Zeug Fakten, Realität und unseren Alltag zu vergiften, nimmt uns den klaren Blick für unser Miteinander, verstümmelt notwendige faire Auseinandersetzung zu Buddelkasten-Gezänk und trübt den Blick voraus – und das war für Segler schon immer katastrophal.
Zum Schluss
Das in dieses, heute zur Wahl stehende Vorstandsteam gesetzte Vertrauen braucht Geduld. Vieles wird seine Zeit brauchen. Auch wegen des auffälligen Lern- und Trainingsbedarfs meiner Person. Dabei wollen wir darauf achten, keine Solos zu spielen, keiner hat hier Asse im Ärmel oder droht mit „Gran-Hand-Schneider-angesagt“ die anderen ins Nichts zu drücken (außer Mittwochs).
Keiner darf hier „gemeinsam einsam“ handeln. Weder der Vorstandsvorsitz, noch der Vorstand in sich, noch der erweiterte Vorstand, noch die einzelnen Arbeits- und Projektbereiche, noch die SVH als solche.
Miteinander in der SVH heißt, weder Humor noch Harmonie, und schon gar nicht unsere gemeinsamen Ziele und Pflichten aus dem Auge zu verlieren. Offen zu bleiben nach innen, wie nach außen.
In diesem Sinne freue ich mich persönlich, und wir als hier antretendes Vorstandsteam, auf mehr Miteinander und die aktive Gestaltung unserer SVH in der kommenden Segelsaison und in der Zukunft.
Rüdiger Kebe am 13. März 2016