Ein Bericht von Daniel Schrage
Die Gedanken der Crew drehen sich schon ein knappes Jahr vorher um den alljährlichen Törn mit der „Eilunh“ auf der Ostsee. Dieses Jahr soll es zum vierten Mal auf See gehen. Wie immer wollte zunächst die gesamte Eignergemeinschaft los, wobei jedoch ein Mitglied, Jim, kurzfristig absagen musste.
Nach den bereits fast zur Routine gewordenen Vorbereitungen wie grobe Törnplanung, Seekartenbeschaffung, Lebensmitteleinkauf, Mast legen, sowie letzte Überprüfung und Verbesserung von Boot und Ausrüstung, legt ein Teil der Crew bestehend aus Alfons, Olaf und Oswald am Mittwoch den 19. Juli um 16.30 Uhr bei der SVH ab. Daniel wird am Freitag in Stettin erwartet – rechtzeitig bevor es auf die Ostsee geht. Ohne Wartezeit passieren wir die Schleuse Spandau, dann zügig um 21 Uhr die Schleuse Lehnitz. Dahinter wird festgemacht und es gibt kaltes Abendessen. Nacht und Liegeplatz sind ruhig.
Am Donnerstag legen wir um 6.30 Uhr ab. Um 11.15 Uhr sind wir vor Niederfinow. Nach einer Stunde haben wir das Schiffshebewerk hinter uns.
Um 14.15 Uhr sind wir in Hohensaaten (West) durch und erreichen gegen 19 Uhr Gartz, einen kleinen Ort an der Westoder, wo es einen Anleger für Sportboote gibt. Um 20 Uhr gibt es Abendessen. „Mittags“ um 16 Uhr gab es während der Fahrt Schnitzel mit frischem Gemüse und Kartoffeln – gute Leistung vom Smutje.
Am Freitag geht es um 8 Uhr weiter. Das Frühstück gibt es unterwegs. Um 11.20 Uhr kommen wir nördlich des Stettiner Frachthafens in der Marina Goclaw an. Elektrischer Mastkran und uns bereits wohl bekannter „Kranführer“ werden uns für eine Stunde später zugesagt. Um 12.15 Uhr steht der Mast. Nach einem warmen Mittagessen schlagen wir gegen 14 Uhr die Segel an. Daniel kommt um 20.15 Uhr an Bord. Unser Smutje kocht ein leckeres Abendessen. Wir genießen es zusammen mit unseren Nachbarliegern aus der Schweiz, die für Vor- und Nachspeise zuständig waren, in deren geräumiger Kuchenbude.
Am Samstag können wir um 10 Uhr wieder mit einem „vollwertigen“ Segelboot ablegen. Trotzdem geht es erstmal unter Motor nach Ziegenort (13 Uhr), am Eingang zum Stettiner Haff gelegen. Dort tanken wir unseren Dieselverbrauch ab Berlin wieder auf – 35 Liter – und füllen unsern Frischwassertank mit 140 Litern nach.
Durchs Haff können wir segeln. Durch Kaiser- und Mellinfahrt motoren wir und erreichen um 17 Uhr unser Tagesziel Swinemünde (Großer Yachthafen).
Am Sonntag stehen wir um 6 Uhr auf – eigentlich um früh abzulegen und die unvermeidlich weite Strecke bis zum nächsten Hafen bei Tageslicht segeln zu können. Sassnitz haben wir gewählt. Aber die Tiefdruckspektakel fordern ihren ersten Tribut und wir ziehen es vor, die für mittags angekündigte Gewitterfront abzuwarten und erst danach abzulegen. Nach Durchzug der Front – ohne Gewitter – legen wir um 14.30 Uhr ab. Eine weitere Front – auch ohne Gewitter – zieht auf und bringt, auch an deren Rückseite, guten Wind. Beim Durchzug der Front reffen wir stark ein und zwei Brieftauben suchen auf unserem Baum für einige Stunden einen sicheren Rastplatz auf. Um 3 Uhr nachts legen wir nach schönem Segeln in Sassnitz an der Außenmole an.
Am Montag schlafen wir erstmal aus und kaufen Proviant nach. Gegen 14 Uhr legen wir zu einer kleinen Etappe nach Lohme ab.
Wegen Starkwind (8 Bft) bleiben wir am Dienstag in Lohme.
Am Mittwoch legen wir nach leichtem Nachlassen des Windes gegen Mittag bei trotzdem noch starkem Wind in Lohme ab. Nachdem wir zu Kap Arkona aufgekreuzt sind, legen wir Kurs auf Gedser an. Nach absehbarer Drehung des Windes können wir Gedser nicht mehr direkt ansteuern und wenden auf Kurs Klintholm. Gegen 2 Uhr nachts gehen wir im Hafen längsseits an einen Segler, der kurz zuvor das Kabinenlicht gelöscht hatte.
Unser Nachbar weckt uns morgens mit dem Wunsch abzulegen. Wir verholen uns in eine Box und genießen einen schönen Hafentag. Der Läufer unter uns macht einen längeren Lauf zu den Klippen.
Der Freitag beschert uns einen herrlichen Segeltag bis Ystad, im wesentlichen Schmetterlingskurs. Wir legen dort bei Sonnenuntergang an.
Die weitere Törnplanung und die vorhergesagten Windrichtungen und -stärken gebietet uns, einen Hafentag in Ystad zu machen. Die Hafen-Sauna ist leider außer Betrieb. Die Innenstadt lädt zum Schlendern ein.
Für Sonntag stellen wir uns den Wecker und legen früh Richtung Westen ab. Der Rückweg soll über Klintholm nach Rügen führen. Durch Winddrehung und Gewitterzellen, denen wir ausweichen, werden aus zwei Tagesetappen eine.
Wir segeln erst gen Klintholm und dann nach Süden, bis wir um 2.30 Uhr bei klarem Sternenhimmel in Sassnitz anlegen.
Den Montag gehen wir wieder geruhsam an. Kleinere Reparaturen führen wir mit Bordmitteln aus.
Der Wind reicht ohnehin nicht, um eine Etappe auf dem Rückweg zu segeln. Mittags legen wir ab, segeln ein paar Schläge, baden und legen nach einigen Stunden wieder in Sassnitz an. Abends wird gegrillt.
Am Dienstag fahren wir – nur unter Motor – nach Thiessow, einem kleinen Fischereihafen im Greifswalder Bodden.
Am Mittwoch legen wir um 5.30 Uhr ab, umrunden den seit zwei Jahren gesperrten Ruden, verlassen den Greifswalder Bodden.
Als es dann abflaut nehmen wir die letzten Meilen auf der Ostsee per Motorkraft. Ab Swinemünde geht es – weiter per Motor – durch Kaiser- und Mellinfahrt und durchs Haff nach Ziegenort. Wir füllen wieder unseren Dieseltank und gehen an Land essen.
Am Donnerstag motoren wir die letzten Meilen nach Stettin zur Marina Goclaw, wo wir kurz vor Mittag ankommen. Olaf muss von Bord und nimmt den Reisebus nach Berlin. Wir kaufen ein, legen den Mast und müssen wegen des Stadtfestes in Stettin anfangs über die Ostoder. Wir kommen bis Stützkow, wo es einen kleinen Schwimmsteg gibt. Gekocht und gegessen wurde unterwegs.
Am Freitag legen wir gegen 19 Uhr in der SVH an, wobei wir an den Schleusen Glück hatten und kaum warten mussten.
Alfons geht von Bord, Oswald und Daniel können sich vom Wiegen der Wellen noch nicht trennen.
Am Samstag kommt Olaf an Bord und wir stellen den Mast, um die Segelsaison in Berlin weiter genießen zu können. Bis alles aufgeklart, Leergut und Gepäck von Bord geholt ist, vergehen noch einige Stunden.
Wir haben eine schöne Zeit hinter uns. Und wieder viel dazu gelernt.