Törnbericht Ostseeeilunh 2024

Daniel Schrage und Crew

Törnbericht Ostseeeilunh 2024

Ein Gemeinschaftswerk der gesamten Crew, welches ein paar mehr oder weniger ausgewählte Tage unseres diesmal dreiwöchigen Törns beschreibt – wer will schon wissen, was es jeden Tag zu Essen gab und wer beim An- und Ableger am Steuer war?!

Ganz weit weg

Die Route

Vorbereitungen (Daniel)
Noch im Vorjahr auf der Ostsee ging es an die Vorbereitung des diesjährigen Törns. Erforderlichkeiten und Wünsche zu Boot und Ausrüstung wurden in einer klassischen ToDo-Liste zusammengestellt. Im Winter kristallisierte sich die Crew heraus, fand einen gemeinsamen Zeitraum für den Törn und einigte sich zum favorisierten Fahrgebiet. Die Abarbeitung der Todo-Liste erfolgte kontinuierlich und circa drei Wochen vor Törnbeginn schien die Eilunh fit für die Ostsee zu sein. Doch in der Motorbilge roch es ungewöhnlich. Der Nase und den Augen nach gab es eine Undichtigkeit an der Einspritzpumpe. Genau nochein Dichtring war über einen Händler am Pichelssee vom Motorhersteller Bukh zu beziehen. Der alte Ring zeigte sich als sehr marode und die Abdichtung war erfolgreich. Das war aber noch nicht alles! Die Brücke über den Oder-Havel-Kanal bei Oderberg sorgte genauso für Besorgnis. Beim Abriss der alten Brücke (auch marode) ging etwas schief, so dass die Wasserstraße für mehrere Tage gesperrt wurde. Kurz vor der geplanten Passage wurde die Sperrung aufgehoben.
Insgesamt waren am Mittwoch alle bekannten Hindernisse beseitigt und wir konnten uns auf ein Ablegen nach Plan einstellen.

Freitag, 17. Mai 2024 (Daniel)
SVH – Nieder Neuendorfer See
Am frühen Freitagnachmittag trafen also Bonne, Daniel, Hulk, Iljan und Olaf mit Gepäck und allerhand Einkauf auf dem Landwege bei der SVH ein, um zu Bunkern und an Bord zu gehen.
Um 17:45 Uhr legten wir ab. Unterwegs wurde verstaut und die ersten kalten Getränke genossen. Die Schleuse Spandau passierten wir nach kurzer Wartezeit. Wie in den früheren Jahren endete die Etappe des ersten Tages an einem Ankerplatz im Nieder Neuendorfer See.

Samstag, 18. Mai 2024 (Iljan)
Nieder Neuendorfer See – Gartz
Jetzt am Montag, ein paar Tage nach dem zweiten Tag des Törns, setze ich mich in meine Koje und mache den Törnbericht. Ich diktiere diesen Bericht in mein Handy, wo er als Text aufgezeichnet wird. Das ist für mich Neuland. Der Bericht beginnt im Nieder Neuendorfer See. Hier sind wir bei schönem Wetter um 5 Uhr gestartet, nachdem Daniel schon eine Viertelstunde früher auf dem Schiff herumgetrampelt war und den Anker gelichtet hat. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint, der Himmel ist allseits gefärbt. Wir sind dann trotz Müdigkeit in die richtige Richtung, also nach Norden, losgetuckert, wobei die Temperatur noch recht frisch ist. Das geht so weiter bis zur Schleuse Lehnitz, die wir um circa 8 Uhr erreichen. Erstaunlicher Weise geht das gesamte Schleusen in diesem Jahr praktisch ohne Wartezeiten; ein wirklich großer Vorteil! Das Wetter ist weiterhin schön, wobei der Wind von Norden zulegt. Jetzt kommt bis zum Schiffshebewerk Niederfinow mit ca. 50 km der längste Abschnitt zwischen zwei Schleusen auf dem Weg zur Ostsee. Zunächst richten Hulk und Olaf ein herrliches, aber ungewöhnliches Frühstück mit Bohnen, Speck und Spiegeleiern an. Der Kaffee fließt in Strömen. Hinter dem Hebewerk servieren Bonne und Olaf ein leckeres Essen mit Pasta, Fenchel und italienischer Salsiccia. Dazu wird Rotwein kredenzt. Bei geiler und manchmal lauter Musik erreichen wir alsbald die Schleuse Hohensaaten West. Nach der Schleusung ist klar, dass wir auf jeden Fall bis nach Garz kommen.

Gute Stimmung – nicht nur kurz vor Garz
Ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang machen wir dort fest und lassen den schönen Tag langsam ausklingen. Mückenschutz wird bemüht, wobei es wohl nicht nötig gewesen wäre.

Sonntag, 19. Mai 2024 (Olaf)
Gartz – Stettin, Marina Goclaw – Ziegenort
Es ist der zweite Morgen der wunderbaren neuen Zeitrechnung. Heute Morgen um 6 Uhr in Gartz losgefahren, tuckern wir jetzt schon um 09:30 Uhr durch Stettin. Wir werden in der Marina Goclaw unseren Mast setzen und frisches Schweinefleisch von einer nicht ganz so frischen Fleischfachverkäuferin im Hafen bunkern. Es gibt Bigos. Erste Anzeichen von Skorbud sind noch nicht zu sehen. Das Sauerkraut wurde trotzdem von dem Bordarzt (Bonne) empfohlen.
Nachdem mit wenig Widrigkeiten der Mast steht, legen wir gegen 14:00 Uhr in Goclaw ab. Hulk und Bonne haben Schweinekopf in Sülze besorgt und kochen das Bigos. Daniel dampft in die Heckleine ein, um den Bug aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Das macht er gut.
Bei nur kurzer Flaute segeln wir dem Haff entgegen.

Hulk, Bonne, Olaf kurz vor Ziegenort

Die Ansteuerung von Ziegenort war grandios. Hoch am Wind steuerte Bonne die Eilunh das abzweigende Fahrwasser entlang, direkt in Peilung der Richtbarken und segelte uns fast bis in den Hafen hinein.
Wir tanken Diesel und legen im Hafen an.
Auszug aus der Sprache-zu-Text-Funktion: „Annege Zeit? 1923 Kippen. Ja? Wie ja. Welches Jahr? Ja! 1924. Nee, das ist die Urzeide, Olaf. Ach so. Ach so.“
Bedeutet, dass wir um 19:23 Uhr angelegt haben.

Montag, 20. Mai 2024 (Daniel)
Ziegenort – Ankergrund Karnin
Die Sonne scheint und es weht eine leichte Brise aus Süden. Um 06:45 Uhr legt die Eilunh in Ziegenort ab. Daniel ist schon wach, der Rest der Crew schläft noch oder liegt zumindest noch in den Kojen. Am Morgen ließ sie schon ein Pirol mit seinem wunderbaren Pfeifen vernehmen. Sein gelbes Antlitz zeigt er aber nicht. Direkt nach Verlassen des Hafens setzt Daniel die Segel. Ilian kommt etwas später aus der Kajüte und klart an Bord weiter auf. Als auch der Rest der Crew aufgestanden war, gibt es Pfannkuchen zum Frühstück. Im Laufe des Vormittags dreht der Wind von südlichen Richtungen auf westliche bis nordwestliche Richtungen. Mit zwischen anderthalb und drei Knoten Fahrt segeln wir durch das Stettiner Haff. Um 12 Uhr passieren wir die Tonne Haff und die Fähre von Altwarp nach Kaminke geht vorbei.
Wir folgen den mit Mittelfahrwassertonnen markierten Fahrweg, meiden so die Stellnetze und können unsere Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken, als nach Fischereizeichen Ausschau zu halten.Olaf und Hulk montieren die klappbare Solarzelle an das Akkumodul namens Anker und schließen selbiges direkt an die Lüsterklemme kurz vor dem Kühlschrank an.
Achtern zieht Regen mit Gewittergrollen auf. Wir bergen das Großsegel. Das Regengebiet zieht aber im Wesentlichen hinter uns vorbei. Unsere Fahrt erhöht sich auf viereinhalb Knoten und es treffen uns nur ein paar Regentropfen.
Zum Mittagessen gibt es eine Mahlzeit aus den üblichen Zutaten, Öl mit Chili und Knoblauch, diesmal mit Kartoffeln und Würstchen. Anschließend gibt es Kaffee, wahlweise mit Milch und Rum, dazu Kekse. Der Wind lässt etwas nach. Wir fahren mit gut zwei Knoten weiter gen Hubbrücke Karnin. Die Sonne kommt wieder raus. Die Stimmung ist gut. Wir beobachten die vorbeiziehenden Seezeichen und versuchen, einen Fisch zu ergattern.

Ankern mit Hubbrücke und Yachthafen Karnin in Sicht

Während der Ansteuerung des Hafens Karnin sichtet Olaf einen Ankerlieger in der Nähe und kriegt einen sehnsüchtigen Gesichtsausdruck. Nach kurzer Beratung drehen wir eine Runde und suchen ebenfalls den Ankergrund auf. Abends gibt es griechischen Salat und viele andere Leckereien.

Dienstag, 21. Mai 2024 (Daniel)
Ankergrund Karnin – Stahlbrode
Heute haben wir zwei Brückendurchfahrten vor. Dem entsprechend Lichten wir um kurz vor fünf Uhr den Anker und laufen unter Motor zur Zecheriner Brücke, die wir um viertel vor sechs Uhr passieren. Eine halbe Stunde später setzen wir bei Rankwitz die Segel. Ab hier haben wir keinen Wind gegenan mehr und können am Wind auf die Krumminer Wiek zuhalten. Dort luven wir an und segeln Wolgast entgegen. Wo wir nicht weiter anluven können, starten wir wieder die Maschine und nehmen die letzen zwei Meilen. Südlich der Wolgaster Brücke legen wir für drei Stunden und kleine Landgänge an. Um kurz vor ein Uhr passieren wir die zweite Brücke des Tages. Wieder können wir nach ein paar Meilen die Segel setzen. Nun können wir für den Rest des Tages segeln. Wir machen gute Fahrt! Auf den ersten Metern der Knaakrückenrinne, die uns in den Greifswalder Bodden bringt, sind wir zu weit Steuerbord und erwischen den Rand der gebaggerten Rinne. Wir fahren uns nicht fest, aber werden so heftig gebremst, dass Olaf über den Salontisch fliegt – zum Glück ohne Blessuren davonzutragen. Ansonsten bleibt auch alles heil und wir kommen mit dem Schrecken davon! Um kurz vor sechs Uhr bergen wir die Segel und fahren in den Hafen von Stahlbrode. Bei dem anstehenden Nord-Ost-Wind steht starker Schwell im Hafen. Unsere Ankunft im Hafen ist nicht unbeobachtet geblieben und Veit, der seinen Zweimaster einhand segelt, bietet uns an, bei ihm längsseits zu gehen. Er liegt auf der ruhigen Luvseite des Hafens, die schon voll belegt ist. Gerne nehmen wir an. Was für ein spannender Segeltag in diesem landschaftlich reizvollen Revier!

Mittwoch, 22. Mai 2024 (Daniel)
Stahlbrode – Stralsund
Wir orientieren uns an der Öffnung der Ziegelgrabenbrücke um 12:20 Uhr. Ablegen wollen wir daher um halb zehn. Veit von der Segeljacht Bernstein, bei der wir längsseits lagen, bringt uns vor dem Ablegen Burgerpatties von einem nahegelegenen Bio-Bauernhof mit. Pünktlich legen wir ab und setzen kurz nach Verlassen des Hafens die Genua, gerefft auf halbe Größe. Immer wieder die Genua verkleinernd segeln wir den Strelasund mit achterlichen Winden entlang. Wir passen unsere Geschwindigkeit gut an, so dass wir vor der Ziegelgrabenbrücke nur zehn Minuten unter Maschine warten müssen. Anschließend finden wir schnell einen Liegeplatz in der Citymarina Stralsund und legen um 12:40 Uhr an. Der Rest des Tages gehört Landgängen und einem spektakulär zubereiteten und leckeren Abendessen aus Burgern und Fritten aus der Pfanne.

Was sich auf einem Fingersteg alles zubereiten lässt!

Im Hintergrund wummerten die Bässe des Hafenfestes. Teil der Veranstaltung waren unzählige Regatten bei Starkwind, die wir von Bord aus wohlwollend kommentieren und auch fachmännisch bekritteln konnten.

Donnerstag, 23. Mai 2024 (Iljan)
Stralsund – Ankergrund Barhöft
Die Kojen wurden an diesem Morgen nicht lange gewärmt, weil Bonne von Bord musste und nicht ohne Begleitung zum Bahnhof wollte. Anfänglicher Regen verzog sich dann bald, so dass wir bei praller Sonne unser Pfandgut zum Discounter bringen und die Vorräte auffüllen konnten. Wir legten erst gegen 18 Uhr unter Segeln ab, weil das Tagesziel, der Lotsenhafen Barhöft, nahezu in Sichtweite ist. Da das Fahrwasser sehr eng wird und wir den Kurs nicht unter Segeln halten konnten, ging es unter Motor weiter. Das trockenfallende Gelände südlich des Bock wurde von einem prächtigen Seeadler in Schach gehalten, der sich von uns nicht aus der Ruhe bringen ließ. Vor Barhöft wurde die Fahrrinne ausgebaggert. Um dem Lärm zu entgehen und die Natur zu genießen, ankerten wir vor der Küste des Bock. Das rituelle Angeln war wie immer erfolglos.

Freitag, 24. Mai 2024 (Iljan)
Ankergrund Barhöft – Barhöft – Überfahrt nach Dragør bis Mitternacht
Der Tag zog mit Lesen, Quatschen und Aufräumen schnell an uns vorbei. Gegen Abend mussten wir dann doch in Barhöft festmachen, weil Jim und Pierre an Bord und wir unter die Dusche wollten. Nun waren wir bei 5 Kojen zu sechst an Bord und mussten aus der Not eine Tugend machen: also uns auf einen Nachttörn begeben.

Auf in die Nacht!
Ziel war grobe Richtung Kopenhagen.Wir zogen nach Nordost und passierten die Westküste Hiddensees unter vollen Segeln. Gegen Mitternacht hatten wir Mön an Backbord voraus.

Samstag, 25. Mai 2024 (Daniel)
Überfahrt nach Dragør ab Mitternacht – Dragør
Ab Mitternacht sind zwei Wachen eingeteilt. Olaf, Hulk und Pierre übernehmen die Zeit bis drei Uhr. Dann sollen Daniel, Jim und Iljan übernehmen. Ich lege mich also in die Koje achtern, die normalerweise von Olaf belegt ist. Es ist die sogenannte Hundekoje – im Salon und nahe des Niedergangs gelegen. Wir nennen diese Koje Partizipationskoje. Nomen est omen. Meine Freiwache verbringe ich für körperliche Ruhe. Schlaf will nicht so recht aufkommen, so dass ich den Gesprächen der Wache lauschen konnte. Erst geht es um allerlei. Dann kreuzen wir einen von der Großschifffahrt genutzten Weg. Mit Genua einrollen, anluven etc. wird dieser Weg souverän gekreuzt. Eine Wohltat für das gute Gewissen des Skippers – und trotztdem schlafe ich nicht ein. Draußen wird es ruhiger und ruhiger. Zum Schluss kommt die dreiköpfige Wache ins Schwärmen ob des schönen Nachttörns. Als dann das Gespräch auf das Wecken der Freiwache kommt, schwinge ich mich leise aus der Koje und versuche Jim zu wecken. Ich ziehe und zerre am Fußteil seines Schlafsacks, um gemeinsam mit ihm die Wache zu überraschen, aber kann ihn nicht wecken. Belustigt vom wenigen Schlaf und meinem Vorhaben muss ich lachen und die Überraschung ist vorbei bzw. anders ausgefallen. Später steht Jim dann auf und etwas später auch Iljan. Wir übernehmen Steuer und Segelführung und segeln dem bereits heller werdenden Horizont entgegen. Bald gibt es Kaffee, Tee und Brote. Am Nachmittag nehmen wir für eine gute Meile zum Queren eines Verkehrstrennungsgebietes den Motor zur Hilfe; der Wind hatte leider zu sehr abgeflaut.


Iljan, Hulk, Jim und Pierre nach vielen Stunden auf See kurz vor dem Landfall

Es frischte aber wieder auf und nach langen schönen Segelstunden erreichen wir gegen 17:00 Uhr Dragør, etwas südlich von Kopenhagen gelegen. Glücklich legen wir an und erkunden den malerischen kleinen Ort und das nahegelegene Fort.

Sonntag, 26. Mai 2024 (Olaf)
Dragør – Hornbaek
⁨Es ist der 26. Mai, 9 Tage nach dem Ablegen in Berlin. Wir laufen Um 11 Uhr aus dem Hafen Dragør in Dänemark aus…. jaja, etwas spät, dafür ausgeruht.
Heute Morgen haben wir 15 Brötchen für 35 Euro beim Hafenbecker gekauft. Dazu noch ein Brot. So kostete das einfache Frühstück knapp 40 Euronen. Wir haben uns kurze Hand entschieden, dass es morgen früh Müsli geben muss und wird. Auch für das Mittagessen heute werden wir Reste verwenden, was es Abenteuerliches geben wird, werde ich im zweiten Teil dieses Berichts noch detaillierter erläutern.

Immer öfter verzichten wir auf Landstrom, da die Energiebilanz nach dem Anschließen des tragbaren Anker-Powerhouses, ein Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulator inklusive einer 100 Watt faltbaren Solarzelle, wunderbare Dienste leistet.
Auch Duschkarten kaufen wir immer weniger. Ein bisschen Katzenwäsche, so lange es alle so handhaben, scheint zu reichen.
Alleine die schweren Klogänge werden weiterhin lieber außerhalb des Bootes durchgeführt, die kurzfristigen- sowie die Spätfolgen, bleiben hier unabsehbar.

Je weiter wir uns von der deutschen Küste entfernen, desto öfter stellen wir uns die Frage, was denn passiert, wenn Wind und Wetter sich nicht unseren Wünschen und Bedürfnissen anpassen. Diese Unsicherheit gehört wohl zum Segeln dazu und drei Wochen laden nun mal dazu ein, nicht unmittelbar vor der Heimatküste zu kreuzen. Bisher sind wir noch immer nach Hause gekommen und so reizen wir unser Glück auch dieses Jahr ein wenig aus. Die verschiedenen Charaktere an Bord, die Mutigen, die Umsichtigen und die Biertrinker, alle haben ihre wohl durchdachten Meinungen und nach lebhaften Diskussionen kommen wir immer wieder zu einem Ergebnis, das erstens allen Bedürfnissen ent- und zweitens großes Abenteuer verspricht.

Die Stimmung ist gut und ausgelassen, alle sind voller Freude und Beinhaaren.

Nun beginnt der zweite Teil der täglichen Aufzeichnung. Das vorhin angesprochenen Resteessen, bestand dann doch aus etwas Wertvollem und Reichhaltigem.

Pierre brachte aus Berlin vom Aldi geräuchertes Schweinefleisch mit. Das schmeckt eigentlich wie geräucherter Lachs und ist auch in der Konsistenz ähnlich. Darauf hatten wir allerdings keinen Bock. Wir entschlossen uns, das ganze asiatisch anzuhauchen und marinierten den Lappen mit Teriyaki-, Hoisin- und einer Menge Soja-Sauce, das reinste Fusion-Cooking begann. Was dabei herauskam, war tatsächlich ein annehmbares asiatisches Gericht, der Rauchgeschmack war fast vollständig eliminiert. Um mit den Worten meiner Tochter zu sprechen, es gibt Möglichkeiten. Nach dem Essen dreht der Wind nach achtern. Jimmy war heiß auf die Blase und zog den Gennaker im Handumdrehen hoch.

Nach dem Hissen des Gennakers – Genusssegeln

Wir sind nun im Hafen Hornbaeck. Das ist eine Station vor Gillejele. Bis dahin haben wir es heute nicht ganz geschafft. Und es wird sich wohl zeigen, dass dies die am weitesten nördliche Position sein wird, die wir anlaufen. Das ist aber eine andere Geschichte und wird morgen erzählt. Abendessen gab es auch, wie immer lecker-schmecker, auch wenn es nur Brot war.

Montag, 27. Mai 2024 (Iljan)
Hornbaek – Kyrkbacken
Nach dem Aufstehen, Frühstück und Zähneputzen kam es fast zur Meuterei: Jeder gegen jeden und gegen sich selbst! Sollen wir nun weiter rund Seeland oder notgedrungen zurück? Das Wetter und die Vernunft siegten letztlich und wir wendeten unseren Bug nach dem Passieren der Hafenausfahrt gen Osten. Gerade mal 13 Uhr und schon war die Diskussion beendet.


Die Fähren Helsingborg – Helsingør erfolgreich passiert

Wir lagen den ganzen Tag auf der Kreuz und erreichten gegen 20.30 Uhr die schöne Insel Ven im Öresund. Der Hafen heißt Kyrkbacken, liegt an der Steilküste und ist sehr malerisch. Oben nach dem Aufstieg bietet sich ein herrlicher Rundblick.

Dienstag, 28. Mai 2024 (Jim)
Kyrkbacken via Dragør – Skanör
Wir haben Kyrkbacken auf der schwedischen Insel Ven früh morgens um 6 Uhr bei herrlichem Wetter verlassen. Alles lag ruhig da, der sehr nur mit wenigen Booten besetzte idyllische Hafen lag verschlafen da, als wir unseren Motor gestartet und uns in Richtung Süden aufgemacht haben. Der Wind kam stetig mit 3 – 4 Bft. zunehmend aus Südost und wir haben Kurs auf das Fahrwasser bei Kopenhagen genommen. Kreuzend haben wir uns langsam Kopenhagen angenähert, immer neben dem Hauptfahrwasser, um den Großen mit sicherem Abstand zu winken.
Außer der Berufsschifffahrt war kaum ein Segler auf dem Wasser. Vorbei an den Windrädern vor Kopenhagen, den Kreuzfahrtschiffen und unter den stetig startenden Flugzeugen des Flughafens Kopenhagen hindurch arbeiteten wir uns mit gerefften Segeln Richtung Süd.
Der Wind hatte dann auf gute 5 bis 6 Bft. zugenommen, so dass wir gegen 13:00 Uhr in dem schnuckeligen Hafen von Dragør eingelaufen sind, um die prognostizierte Winddrehung nach Süd abzuwarten. Den Zwischenstopp nutzten wir für Bunkern von Lebensmitteln sowie einem leckeren Mittag, welches uns Kapitän Daniel kredenzte. Es gab gebratenen Rosenkohl mit gekochten Kartoffeln. Zur Abwechslung mal ohne Fleisch oder Fisch. Schnell waren die Teller leer und der Abwasch gemacht.
Nachdem wir nun gestärkt waren und der Wind seine vorhergesagte Drehung vollzogen hatte, ging es unter staunenden Blicken der Hafengesellschaft wieder raus aufs Meer erst mit Kurs Süd und dann Südost.
Vorbei am Windpark vor der Bucht in Kopenhagen/Malmö ging es gegen die Dünung ankämpfend und mit Halbwind wieder an die Küste Schwedens südlich von Malmö.
Dabei begleiteten uns wieder sporadisch ein paar Schweinswale und auch eine Seerobbe steckte ihren Kopf aus dem Wasser.
Die rollende Dünung hatte ihren Tribut gezollt. Ein Matrose war für den Rest des Tages an die Koje gebunden, was aber am nächsten Morgen nach tiefem Schlaf überwunden war.
Unter Segel sind wir bis vor die Hafeneinfahrt von Skanör, Schweden, gefahren und haben gegen 21:30 Uhr in diesem kleinen und wunderbaren Hafen mit toller Atmosphäre angelegt.
Unsere Liegeplatznachbarn haben uns klasse Ideen und Tipps für die große Fahrt in 2025 gegeben. Nach einem leckeren Abendbrot, was sich nach diesem lagen Tag alle verdient hatten, fielen alle wie tot ins Bett.

Die weiteren Tage…(Daniel)
So reihte sich Tag an Tag und Meile an Meile. Die weitere Route ging nach einem Hafentag in Skanör über Klintholm wieder zum Ankergrund bei Barhöft.


Ein langer Schlag mit Schauern

In Stralsund legten wir nur für einen weiteren Crewwechsel an, bei dem Jim ab- und Markus anheuerte. Es ging wieder durch den Strelasund, den Greifswalder Bodden und den Peenestrom ins Stettiner Haff.


<>Orientierung im Peenestrom

Von mir lang (viele Jahre) ersehnt war ein Besuch des Hafens Lubmin. Nun, da ich mal da gewesen bin, stufe ich diesen Hafen für mich als „Nothafen“ ein – es gibt so viel schönere. Olaf musste hier abheuern und für ein paar Tage nach Hause. In Stettin kam Olaf wieder an Bord, dafür heuerte Iljan nach dem Mastlegen ab.
Am Abend des ersten Tages „Zurücktuckern“ erreichten wir Mescherin. Am nächsten Tag ging es gut voran und wir hatten sogar die Hoffnung, die Schleuse Lehnitz zu erreichen, bis der Motor kurz nach Eberswalde komische Geräusche machte. Wir legten schnell an einer Spundwand an und stoppten die Maschine. Nach einigen Telefonaten und reiflichen Überlegungen entschieden wir uns, mit dem Motor nicht noch einen ganzen Tag nach Berlin zu fahren. Was nun? Es ist großartig, wenn man gemeinsam zu guten Lösungen kommt und ich will es kurz machen: Iljan brachte am nächsten Vormittag nach großartiger Unterstützung aus der SVH einen Außenborder und Baumaterial vorbei. Markus und Olaf werkelten, Pierre und ich sorgten für das leibliche Wohl.


Markus und Olaf mit ihrem Werk

Aufgrund der Verzögerung auf dem Rückweg, musste uns Markus nach getaner Arbeit verlassen. Am nächsten Tag kamen wir wieder in der SVH an.

Und – unser Motor läuft auch wieder. Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet und an Austausch gedacht. Auch hier war es wieder gut, sich gemeinsam dem Problem zu stellen und die Lösung zu finden. Oswald war hier auch wieder mit Rat und Tat dabei, was uns sehr gefreut hat.